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070,013

Deutsch
Carl Appel

Daß die Strophenfolge, wie wir sie bisher beibehalten haben, in der gemeinsamen Vorlage aller Hdss. stand, geht aus der Überlieferung deutlich hervor. Schwerlich aber ist sie richtig. Str. II wendet sich direkt an die Dame, und v. 16-18 bilden den natürlichen Abschluß des Gedichtes. Vers 19 aber schließt trefflich an v. 8, so daß sich I und III zusammenfügen. VI werden wir dem Inhalt nach vor V stellen. Vers 46 schließt sich wieder leicht an v. 35; 37 an 54. So schiebt sich VI als Parenthese zwischen IV und V; Vers 37-40 nimmt 35, 36 wieder auf. nachdem Str. VI die lauzenger hinreichend gekennzeichnet hat. Die ganze Folge wäre mithin: I III IV VI V II VII. So würde die Übersetzung lauten:
 
I. Wohl gedachte ich mich des Singens zu enthalten, bis hin zur süßen sanften Jahresszeit; jetzt, da Niemand der Freude pflegt und ich Wert und Freigebigkeit dahinsterben sehe, kann ich nicht umhin, mich in der kalten Zeit um einen neuen Vers zu bemühen, der den anderen zur Aufrichtung gereiche; und es ziemt mir wohl, da es mir so gut in der Liebe ergeht, daß ich für alle den besten Trost habe.
 
II (III). Amor, so läßt Du mich erbeben: vor Freude die ich habe, sehe ich nicht, noch höre ich, noch weiß ich, was ich rede oder tue. Hundert Mal finde ich, wenn ich es mir bedenke, daß ich Verstand und Maß haben sollte (und dann habe ich sie auch; aber kurze Zeit währt es mir nur), denn schließlich wendet sich mir die Freude zur Pein. Aber ich weiß wohl, daß es Brauch in der Liebe ist, daß der der liebt, wenig Vernunft hat.
 
III (IV). Kaum werde ich wissen das zu wählen, was mir frommt, wenn ich von ihren schönen Zügen rede, denn nichts ziemt mir da als zu preisen und was sie an Schönem hat, wohl zu erkennen. Nichts läßt mich so sehr in Unruhe sein, denn so süß und fein und rein ist sie: große Furcht habe ich, daß sie ihren Wert erwäge; und die Schmäher wollen meinen Liebesschaden und werden ihr vielleicht darob sagen, was ihren Unwillen gegen mich erregt.
 
IV (VI). Amor, diejenigen die Deinen Schaden wollen, sind arg und falsch. Und wenn sie Übles von Dir reden, was kümmerts mich? sie können sich nicht gemeiner machen (als hierdurch). Wohl erkenne ich an ihrem Reden, daß sie übel und gegen die Natur handeln. Scham und Furcht haben sie verloren, die Gottverlassenen, der Lieb zum Leid Geschaffenen! und ich bin töricht, wenn ich weiter mit ihnen streite.
 
V. So sollte ich ihnen wohl zu Diensten sein, da ich sehe, daß Feindseligkeit mir nicht hilft; denn wenn ich mit den Schmähern übel stehe, würde ich schwerlich der Liebe genießen können. Um Ihret (meiner Dame) willen ist es recht und billig, daß ich Allem diene was da ist. Selbst den Feind muß ich wohl „meinen Herren“ nennen, denn mit artigem Reden gewinnt man selbst den der der Liebe am meisten zuwider ist, dem Liebenden zu frommen.
 
VI (II). Fraue, wohin immer ich mich wende, bei Euch bleibe ich und mit Euch gehe ich. Und wisset, daß ich mehr Eures Lobes voll bin als ich es zu rühmen weiß. Wohl erkenne ich, daß ich an Tüchtigkeit durch das gewinne, was mir von Euch an Gutem zukommt; und da es Euch gefiel, daß Ihr mir an dem Tage, an welchem Ihr mir im Kusse Eure Liebe gabt, so viel Ehre antatet, schaut, so bitt’ ich Euch, daß Ihr das Mehrere tut!
 
VII. Ventadorn wird kaum je mehr ohne Sänger sein, denn der höfischste und der am meisten von der Liebe weiß, lehrte mich so viel wie ich davon erfasse.

 

 

 

 

 

 

 

 

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