I. Bernart von Ventadorn ich bin hierher gekommen, Euch mit dem Gesange anzugreifen. Da ich Euch in Kummer befangen sehe, kann ich nicht umhin Euch zu fragen, wie es Euch in der Liebe geht. Gewinnt Ihr irgend etwas von ihr? Mir scheint wohl, daß Euch nichts Gutes daher kommt.
II. Lemozi, ich kann Euch nicht singend antworten. Ich vermag es nicht. Mein Herz will mir vor Leid vergehen. Lieber Freund, Gott befehl ich Euch an, denn mich hat eine Üble getötet, bei der mir weder Gott noch Gnade half.
III. Bernart, wenn sie Euch auch nimmer freundliches Antlitz bot (?), es kann wohl noch geschehen. Mit der Liebe soll man sich nicht erzürnen, wenn man sie (einmal) so gefunden hat wie man sie sich wünscht (? s. Anmkg.). Wenig gewinnt ein zorniger Liebhaber, denn statt eines Schmerzes hat er zwei oder drei.
IV. Lemozi, wohl beging die Schöne großen Trug, die mich reich machen konnte, denn als sie sich mir gewähren konnte, verschmähte sie mich. Keinen Trost gibt es dort, der mir nicht leid sei; denn wo sie sich befindet, fand ich keinen Rat.
V. Bernart, ein jeglicher muß Schaden leiden, wenn er in der Not nicht zu dulden weiß. Denn Liebe will, daß man ihr oftmals dient. Und wenn Du das für Mühsal hältst, ist alles verloren, wenn sie Dir je etwas versprach, und hätte sie es mit tausend Gelübden verbürgt.