Botschaft aus Spanien.
I. Ganz sacht und gemächlich will ich lachend und scherzend ein Lied von dunklen Worten reinigen, sodaß keins darin zurückbleiben soll. Denn wenn es klar wäre, könnte es so leicht durch das Gebiet der Katalanen in die Provence gehen; dort nämlich gilt ein leicht verständliches Lied etwas und dort wird es gewürdigt.
II. Und du, der du es dahin bringen sollst, kannst, da du unter guten Vorzeichen Spanien verlassen wirst, falls du zögerst, großen Schaden davon haben; hat mir doch einer der guten Spanier, der klug, sicher, verläßlich und darin erfahren ist, gesagt, daß ein gutes Vorzeichen nicht helfe, sobald man seinen Wink verschmähe.
III. Ziehe nun fort, denn zum Glück wirst du meines Erachtens die Reise machen; denke indessen an den Handschuh, wegen dessen mein Segur gemeinen Zwist hervorgerufen hat, sodaß ihr (
1) hoher, erhabener Wert zu einem schwachen, nichtigen und häßlichen wurde. Infolge dessen ist sie dem Tode und Verderben geweiht, wenn sie das schwache Herz nicht in ein starkes verwandelt.
IV. Ich bin, da mir bei ihrem Leichtsinn die mein Befinden stets schädigende Bemühung nicht hilft, schon über ein Jahr ganz davon abgekommen sie zurechtzuweisen, weil ich
gesund bleiben wollte. Aber ob ich in Millas weile oder in der Gegend von Faënza(?), nirgends sollte ich solchen Lärm erheben, wenn sie sich schlecht betragen hat!
V. Kehre hierher zurück, denn wahrlich nicht einen Schritt sollst du weiter gehen, da ich unter solchen Umständen wortbrüchig werde und großer Klage gewiß bin, wie sehr ich auch trotz meiner Zuverlässigkeit durch sie schmachten mußte (?)! Wenn ich einer vornehmen Dame gegenüber betrügerisch bin, wird der Herr von Argence (
2) (mir) gewiß nicht sagen, daß ich eine gute Geliebte ohne mein Verschulden verloren habe.
VI. Du versprichst doch also, dort nicht zu verweilen, wenn ich es dir befehle? Dann gehe und, was den Gesang betrifft, so bitte ich dich, ihn nicht zu verderben, wenn es dir auch an einer guten Unterkunft fehlt, da du, wenn dir der heilige Julian nicht die Wohnung angenehm macht, unfreundliche Wirtsleute haben wirst; denn eine gemeine, erbärmliche Sippe hat mir dort Streit erregt.
VII. Aber von solchen niederträchtigen Feinden habe ich durchaus keinen Schaden zu erwarten und ich gerate nicht
außer mir, wenn sie sich Verschanzungen und Mauern herrichten; ein Werk von Lehm ist es, das eher umfällt als ein echter Kohlstengel (?), und wie sollte denn auch gutes Korn aus schlechtem Samen entstehen und welcher Vernunft seht ihr wohl uneinsichtige Leute Gehör geben?
VIII. Kehrt doch bei falschen Liebhabern die Ritterlichkeit, die mit Freude erschienen war, niedergeschlagen um, weil sie wenig geschätzt und übel behandelt wurde.
Fußnoten:
1) Der Wert der „mein Segur“ genannten Geliebten. (↑)
2) Graf Raimund V. von Toulouse. (↑)