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242,017

Deutsch
Adolf Kolsen

Des Prahlers Reue.
 
I. Jetzt werdet ihr hören, wie man Lieder wunderlich gestaltet; bin ich doch ein wunderlicher Freund und Gefährte! Höret zu! Ward je so Törichtes im Gesang gesagt? Schwerlich werde ich ohne Schaden davonkommen; wenn ich mich ihr gleichstelle und zugeselle, der ich mehr Untertan bin als ein Sklave, wie kannst du, Erde, mich da nur dulden?
 
II. Ach, soviele Male hat mich einfältiges Reden um die Freude gebracht, die ich hatte (1), weshalb ich schon grau werde, und da das Herz sich danach sehnt, woran es sich dann und wann erfreuen könnte, würde es wünschen, ich sänge scherzend; denn ich hielt jetzt, bis es erwachte, das Richtige für verkehrt, so war ich in die Liebe versunken!
 
III. Und was werdet ihr dazu sagen: Wird mir, wenn das Wissen gering und das Herz leichtfertig ist, allzu große Liebe jemals nützen? Keineswegs; eine so hohe, vornehme Dame ist sie, daß Lobpreisungen — denn andres hat unter diesen Umständen zu unterbleiben! — mir bei ihr nie etwas nützen werden, wie sehr ich auch schmeichle, und damit ich das zu stande bringe, hebe ich meine Kanzonen und Verse an wie ein sinnloser (2) Narr.
 
IV. Für mich gab es nie eine erhebliche, arge Beunruhigung, bis mir allzu vieles Schwatzen die Freude entzog,und dann behaupte ich, daß die Minne mich durch etwas trügerischen Schein hintergeht, und weil sie mich nicht freundlich behandelt, verliere ich leicht ein Wort, sodaß mir ein Leid daraus erwuchs, das mich schlimmer als in Fesseln gefangen hält um deinetwillen, Mund, der du daran schuld bist.
 
V. Wie, steht es mir jetzt, wo mir Bitten nützen könnte, nicht frei, um Gnade zu flehen? Ja, sodaß nun, weil meine Liebe so leidenschaftlich (3) ist, daß ich keine andre Freundin wünsche und verlange, mein Lied sie um Gnade anruft. Wer es auch vor ihr singt, möchte sie doch bedenken: Artiges trägt er vor (?)! — Verwegener, ungestümer Narr, wirst du alle deine Wünsche in Verse bringen? (4).
 
VI. Und kannst du ihr das Gute, das sie dir erwies, danken, wenn du auch deshalb im Feuer verbrannt werden solltest? — Es war doch nur ein Kuß! — Du Tor! Verbessert nicht, wer sich Mühe gibt (?), sein Werk allmählich? — O, wie kindlich! — Und wenn sie dir doch mehr gewährt hat als sie sollte, welchen Dank bringst du ihr dafür dar, du, der du schlimmer bist als die von Béziers?
 
VII. Den, daß ich meine Augen dahin richte, wo das Meer braust und wo jene holde, edle, herrliche und fröhliche Dame weilt, deren Freude sich fernhält (5) von gemeinem Wert und Trug und von mir, der ich gedankenvoll einhergehe, sodaß ich davon mager und dürr werde, indem ich mich hin und her wende, betrübter als ein Laienbruder.
 
VIII. Und glaubt ihr, Durst und Fasten quäle mich und schade mir? Nein, denn der süße Gedanke würde zusammen mit einem Laib Brot mich das ganze Jahr hindurch gesund und fröhlich leben lassen (6). — Tor, was hast du gesagt? Wenige werden dir etwas glauben, was niemals als wahr erschien! — Glauben wird es wohl, wenn du ihn danach fragst, mein Linbaure, der da hinter Lers wohnt.
 
IX. Joios, wer, obwohl er alles wieder gut gemacht hat (7) nicht heiter ist, ist ein reiner Narr!
 
 
Fußnoten:
 
1)  ‚Hat mir einfältiges Reden Freude aus den Händen gezogen.‘ ()
 
2)  ‚Des Wissens bar.‘ ()
 
3)  ‚Hartnäckig.‘ ()
 
4) Wollte der Dichter hier nicht ein Wortspiel machen? ()
 
5) ‚Deren Freude Schutz sucht fern von ...‘ ()
 
6) ‚Würde mich gesund und froh zum Ende des Jahres führen.‘ ()
 
7) ‚Trotz guter Wiederherstellung.‘ ()

 

 

 

 

 

 

 

 

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