Traduccions - Übersetzungen - Translations - Traducciones - Traductions - Traduzioni - Reviradas

070,017

Deutsch
Carl Appel

I. In Sorge und Unruhe bin ich um einer Liebe willen, die mich bindet und hält, denn ich gehe nicht soweit nach hier noch dort, daß sie mich nicht immer an ihrem Zügel halte; und nun hat sie mir Sinn und Begehr gegeben, um eine solche zu werben (wenn ich vermöchte), daß, wenn der König um sie würbe, er große Kühnheit beginge.
 
II. Weh mir Armen! was soll ich tun und was werde ich über mich beschließen? Denn sie weiß nicht das Leid, das ich dulde, noch wage ich, sie um Gnade zu bitten. Töricht Ding, wenig Verstand hast Du, denn nimmer würde sie Dich (so) lieben, daß Du ihr Trauter wärst. Eher ließest Du Dich vom Wind hinwegführen!
 
III. Also, da ich auf alle Fälle sterben muß: soll ich ihr den Kummer sagen, der mir von ihr kommt? —Wahrlich werde ich ihn ihr alsbald sagen! — Ich werde es nicht tun, meiner Treu, wenn ich auch wüßte, daß mir dafür auf einmal ganz Spanien gehörte; vielmehr will ich aus Unwillen darüber, daß mir das je in Gedanken kam, sterben.
 
IV. Nimmer wird sie durch mich erfahren, wie es mit mir steht, noch wird ihr ein Anderer etwas davon sagen. Bei dieser Sache will ich keinen Freund, vielmehr sei verwünscht, wer mir darin hilft; denn ich will dabei nicht Vetter noch Verwandten haben, denn es gilt mir als freundliche Tat, daß Minne mich für meine Fraue töte. Aber ihr würde es nicht wohl anstehen!
 
V. Welches Unrecht tut sie mir denn aber an, da sie nicht weiß, warum es geschieht? — Gott! sie sollte nunmehr erraten, daß ich um ihretwillen sterbe! — Und woran? — An meinem einfältigen Benehmen und an der großen Feigheit, durch die sich mir die Zunge bindet, wenn ich mich vor ihr zeige.
 
VI. Keine Freude kommt der meinen gleich, wenn meine Fraue auf mich sieht und mich anschaut; denn ihr schöner süßer Blick geht mir ins Herz hinein, das er mir mit Süßigkeit füllt und heilt. Und wenn sie mir lange währte: bei den Heiligen würde ich ihr schwören, daß es in der Welt keine Freude gebe außer dieser. Aber beim Scheiden entbrenne und glühe ich.
 
VII. Da ich ihr keinen Boten schicken werde und mir zu reden nicht zukommt, weiß ich keinen Rat mit mir. Aber mit Einem tröste ich mich: sie kennt und versteht Schrift; und so mag ich ihr gern die Worte schreiben, und wenn es ihr gefällt, lese sie sie zu meinem Heile.
 
VIII. Und wenn Schmerz sie nicht darob ergreift, so möge um Gottes und der Gnade willen (wenigstens) geschehen, daß sie mir die schöne Art, die sie für mich hatte, und ihr freundliches Reden nicht nehme.

 

 

 

 

 

 

 

 

Institut d'Estudis Catalans. Carrer del Carme 47. 08001 Barcelona.
Telèfon +34 932 701 620. Fax +34 932 701 180. informacio@iec.cat - Informació legal

UAI