Traduccions - Übersetzungen - Translations - Traducciones - Traductions - Traduzioni - Reviradas

070,019

Deutsch
Carl Appel

I. Lange Zeit bin ich aus Liebe wie von Sinnen gewesen; aber jetzt bin ich dessen wieder bewußt geworden, daß ich Torheit begangen hatte; denn Allen war ich zum Verdruß, da ich das Singen aufgegeben hatte; und je länger ich stumm wäre, desto mehr würde ich mir Schaden zufügen.
 
II. Einer solchen Frau hatte ich mich ergeben, die mich nie von Herzen liebte; und ich bin dessen spät gewahr geworden, denn gar zu lange habe ich eitel geharrt. Nunmehr werde ich ihrem Brauche folgen. Wer mich will, mag mich zum Trauten haben; überall hin werde ich meine Grüße senden, und ich werde in höherem Grade ein flüchtiges Herz haben.
 
III. Ihretwegen will ich treulos sein, und es ziemt mir, daß ich bei ihr lerne; und doch weiß ich keinen Liebenden, der sich weniger darauf verstehe. Aber mir ist’s recht mit ihr zu wetteifern, denn eine Andere lieb ich, eine schönere und bessere, die mir hilft und beisteht und mir freundlich ist und mit ihrer Liebe mein Leid vergilt.
 
IV. Sie hat mir soviel Ehre angetan, daß ihr gefällt mich in Gnaden anzunehmen; und ich bitte sie, daß sie das Gute, welches sie ihrem Liebenden antun wird, mir nicht (teuer) verkaufe und daß sie mich nicht gar zu lange harren lasse, denn ein ferner Zeitpunkt macht mir Furcht. Ich weiß keinen üblen Schenker, der sich nicht mit langem Aufschub verteidige.
 
V. Meine Fraue war (gleich) beim Beginn edelsinnig und von anmutigem Begegnen; darum muß ich sie mehr lieben als wenn sie hart und feindselig gegen mich gewesen wäre. Es ist Recht, daß eine Dame gegen den willfährig sei, der ein Herz hat zu lieben. Wer seinen Freund zu lange bitten läßt, dem wird es mit Recht an einem Freunde fehlen.
 
VI. Fraue, denken wir daran, wie wir die Kläffer täuschen (die Gott lähmen möge), denn so viel man ihnen an Freude nehmen kann, so viel gewinnt man davon. Und keiner von ihnen möge sich beklagen! Lange kann unsere Liebe währen, falls wir, wenn es am Ort ist, reden wollen und es unterlassen, wenn es nicht am Orte ist.
 
VII. Gott lobe ich, daß ich jetzt (wieder) singen kann, Frau „Süßem Blick“ zum Trotz, und trotz derjenigen, der sie sich gesellt.
 
VIII. „Echte Freude“, Euch kann ich nicht vergessen; vielmehr liebe ich Euch und begehre ich und halte ich wert, denn Ihr seid mir von lieber Gesellschaft.

 

 

 

 

 

 

 

 

Institut d'Estudis Catalans. Carrer del Carme 47. 08001 Barcelona.
Telèfon +34 932 701 620. Fax +34 932 701 180. informacio@iec.cat - Informació legal

UAI