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070,022

Deutsch
Carl Appel

Nimmt man die zu v. 25 vorgeschlagene Umstellung der Strophen an, so würde das Lied besagen:
 
I. Nimmer wird mir mein Singen gegenüber der großen Freude, die ich gewonnen habe, eine Ehre sein, denn immer würde es für mich notwendig sein, daß mein Gesang, obwohl er gut ist, noch besser wäre als er ist. So wie die Liebe, durch die mein Herz gedeiht und gesundet, über Alles erlesen ist, so sollte auch der Vers, den ich dichte, über alle Lieder, beabsichtigte und gesungene, erlesen sein.
 
II. (IV). Wenngleich es mir zur Schande und Bestürzung gereicht, wird er (der Vers) mir von der Minne getadelt werden. So nämlich denke ich mir, weil dieses Lob mir keinen Nutzen bringt (und dann ist mir nichts ein Trost dafür); denn ich sehe, daß die, welche mir nicht menschlich sein will, mich mit nichts ernährt. Und da ich nicht Freude noch Lust von ihr haben kann, singe ich zum Trost (für Conort) hundertmal, daß ich bekümmert bin.
 
III. (V.) Unter den Besten habe ich die Beste erwählt, die Gott je schuf. Aber ein so schwach und furchtsam Herz hat sie, daß ich sie bald besitze und bald nichts von ihr habe. Was nutzt solch eitle Liebe, wenn ein guter Freund nicht eine Woche lang mit dem anderen in Frieden bleiben kann, ohne Verdruß und ohne Feindschaft?
 
IV. (II.) Ach Gott, wie gut wäre die Liebe zweier Freunde, wenn es geschehen könnte, daß keiner jener Neider von ihrer Liebe wüßte! Höfischheit, wohl bist Du niedrig, da Du dieses falsche leere Volk Benehmen und Freundschaft kennen läßt, denn der Ungebildeteste ist jetzt höfisch.
 
V. (III.) Ich bitte die Liebenden inständigst, daß ein jeder bedenke und erwäge, wie die Welt voller Verdruß ist und wie wenig Höfische es in ihr gibt; denn Liebe ist, wenn man sich ihrer allerwärts rühmt, nicht Liebe sondern Eitelkeit. Und es ist verdrießlich, niedrig und töricht, wenn man nicht darauf sieht, wen man sich zum Vertrauten nimmt.
 
VI. Allzeit folgt der Freude Kummer und Schmerz, und allzeit dem Kummer Freude und Gutes (und ich glaube nicht, daß, wenn Freude nicht wäre, man je vom Kummer wüßte was er ist); denn durch falsches menschliches Lob verliere ich eine solche gewißliche Freude, daß, wenn man mir die ganze Welt auf die eine Seite setzte (die Freude auf die andere), ich die Freude nehmen würde, um die ich betrogen bin.
 
VII. Liebe Fraue, Eure Hilfe tut mir Not, wenn es Euch gefiele (mir sie zu leihen), denn gar übel ist mir diese Haft, in der Minne mich gebunden und gefangen hält. Ach Gott, wie arges Leid habe ich, wenn ich, ob es mir lieb oder leid ist, das lieben muß, was mich verrät und betrügt! Jetzt weiß ich wohl, daß ich im Joche bin.
 
VIII. Minne, wohl handelst Du niedrig durch meine Fraue, die mir solch Leid zufügt, denn die Liebe hilft mir nicht so weit vom Leide, daß ich sagen könnte, ich wäre ihr der Vertrauteste.
 
IX. Bote, geh geradewegs zu meinem Romeu, dort nach Vienne, und sage ihm, daß ich dorthin zurückgekehrt wäre, wenn mein De-Cor mir (ihm?) Grüße gesendet hätte.

 

 

 

 

 

 

 

 

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