I. Die Zeit geht und kommt und wendet sich, nach Tagen, nach Monaten und nach Jahren, und ich, ach, weiß nichts davon zu sagen, denn immer einer bleibt mein Sinn. Immer ist er einer und ändert sich nicht, denn eine begehre ich und habe ich begehrt, deren ich nimmer genoß.
II. Da sie das Lachen nicht dabei verliert, kommt mir Leid und Schaden daher, denn zu einem solchen Spiel hat sie mich gesetzt, bei dem ich zweimal übler daran bin (denn solche Liebe ist ohne Gewinn, die von einer Seite unterhalten wird), bis sie eines Sinnes mit mir wird.
III. Wohl sollte ich mit gutem Grunde mich selber schelten, denn nimmer wurde ein Mensch von einer Mutter geboren, der so vergeblich gedient hätte; und wenn sie mich nicht davon kuriert, wird die Torheit verdoppelt werden, denn: „der Narr fürchtet nicht, bis er’s erlebt“.
IV. Nimmer werde ich ferner Sänger sein, noch von der Schule des Herrn Eble, denn mein Singen hilft mir nicht, noch meine Volten noch meine Weisen; und kein Ding das ich tue, und keinen Tag weiß ich, die mir von Nutzen seien, und keine Besserung sehe ich da.
V. Obwohl ich mir den Schein der Freude gebe, innen habe ich das Herz voll Kummer. Wer sah je vor der Sünde Buße tun? Je mehr ich sie bitte, desto härter ist sie gegen mich. Aber wenn sie sich nicht in kurzem bessert, wird es zum Scheiden kommen.
VI. Aber es ist wohlgetan, wenn sie mich zu all ihrem Willen beugt, denn, wenn sie es auch zu Unrecht verzögert: alsbald wird sie Mitleid darob haben; denn das zeigt die Schrift: im Glück gilt ein Tag mehr als hundert.
VII. Nie im Leben werde ich mich (von ihr) trennen, so lange ich heil und gesund bin, denn wenn das Korn heraus ist, flattert die Spreu lange hin und her. Und obwohl sie sich nicht beeilt hat, wird sie nimmer von mir deshalb getadelt werden, wenn sie sich nur von jetzt ab bessert.
VIII. Ach, gute ersehnte Liebe, wohlgestalteter, schlanker und gerader Leib, frisches farbiges Antlitz, die Gott mit seinen Händen formte! Allzeit habe ich Euch begehrt, denn keine Andere gefällt mir. Andere Liebe will ich nicht!
IX. Süßes, anmutvolles Wesen, der, der Euch gebildet hat, möge mir die Freude geben, welche ich von Euch erwarte!