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070,035

Deutsch
Carl Appel

I. Um das leidvolle Denken und Sorgen besser zu verdecken, sing ich und treibe Scherz und zeige Freude und Lust; und ich tue mir Gewalt an, indem ich zu singen und zu lachen vermag, denn ich sterbe dahin und lasse nichts davon erscheinen; und so überwältigt bin ich von der Minne: gewaltsam, kampflos, hat sie mich ganz besiegt.
 
II. Nimmer schuf Gott Pein noch Qual, die ich nicht in Frieden ertrüge, außer der Liebesnot; aber gerade diese erdulde ich, so leid’s mir ist, denn Minne läßt mich lieben wo es ihr gefällt; und wohl sage ich Euch, daß, wenn ich nicht geliebt werde, meine Trägheit nicht schuldig daran ist.
 
III. Meiner Herrin bin ich Lehnsmann, Freund und Diener, und keine anderen Liebesdienste fordere ich dafür, als daß sie heimlich ihre schönen Augen zu mir wende, denn großes Heil tun sie mir an, wann ich bekümmert bin; und Lob und Dank erstatte ich ihnen dafür, denn keinen anderen Freund hab ich, der mir in gleichem Maße helfe.
 
IV. Gar sehr gefällt sie mir, wann immer ich sie betrachte: der Mund und die Augen und die Stirn und die Hände und die Arme und der andere Körper, denn nichts ist da zu nennen, was nicht in schöner Art geformt wäre. Eine anmutigere als sie konnte Schönheit nicht schaffen, woher ich denn große Not und Qual von ihr erfahre.
 
V. Meiner Lust bin ich gram, da ich ihrer so begehre, und lobe mich, weil ich so verwegen war, auf so hohe Stätte meine Liebe zu richten, daß ich mich darob für klug und kundig schätzen kann. Und wann ich sie sehe, bin ich so froh: mir scheint, daß mir das Herz zum Himmel springe.
 
VI. In meinem Herzen grolle ich und zürne ich mir, daß ich meinen Begierden so folge. — Indes niemand sollte derart sprechen, denn man weiß nicht, was man damit auf das Spiel setzt. Was soll ich denn aus den vertrauten freundlichen Mienen machen? Soll ich mich ihnen versagen? Lieber will ich, daß die Welt mir versage.
 
VII. Mit den Nachrednern habe ich nichts zu schaffen, denn nimmer blieb edle Freude bei ihnen verborgen. Und das sage ich Euch, daß ich ihnen mit Leugnen und mit Lügen das Spiel verdorben habe. Wohl ist jede Freude dem Untergang geweiht, die durch ihr Spähen verloren ging.
 
VIII. Corona, meiner Fraue sende ich Grüße und Liebesbeteuerungen und bitte sie, daß sie mir beistehe und helfe;
 
[IX. Und was sie auch von mir verlangen mag, sei es klug oder töricht, es kann mir nicht Mühsal und Qual sein.]

 

 

 

 

 

 

 

 

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