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070,043

Deutsch
Carl Appel

I. Wenn ich sehe, wie die Lerche aus Freude ihre Flügel gegen den Sonnenstrahl bewegt und sie um der Süße willen, die ihr zum Herzen dringt, sich vergißt und sich fallen läßt, ach, so großer Neid kommt mir dann auf wen immer ich fröhlich sehe, Wunder nimmt mich, daß nicht sogleich das Herz mir vor Sehnsucht schmilzt.
 
II. Weh mir! so viel glaubte ich von der Liebe zu wissen und so wenig weiß ich davon! denn ich kann nicht anders als die lieben, von der ich nie etwas erlangen werde. Mein Herz hat sie mir genommen, und mich, und sich selbst und die ganze Welt, und da sie sich mir nahm, ließ sie mir nichts als Sehnsucht und begieriges Herz.
 
III. Nimmer hatte ich Gewalt über mich, noch gehörte ich mir an, seit der Stunde, da sie mich in ihren Augen in einen Spiegel sehen ließ, der mir gar sehr gefällt. Spiegel, seitdem ich in Dir mich spiegelte, haben mich die Seufzer aus der Tiefe getötet, so daß ich mich verlor wie sich der schöne Narziß in der Quelle verlor.
 
IV. An den Frauen verzweifle ich; nie werde ich ihnen mehr vertrauen. Ebenso wie ich für sie zu wirken pflegte, werde ich sie im Stiche lassen. Da ich sehe, daß auch nicht eine bei Der mir helfen will, die mich vernichtet, fürchte ich sie alle und mißtraue ihnen, denn ich weiß wohl, daß sie gleicher Art sind.
 
V. Darin läßt meine Fraue sich wohl als Weib erkennen (weshalb ich es ihr vorhalte), weil sie nicht will was man wollen soll, und das tut sie, was man ihr verbietet. Der Unbarmherzigkeit bin ich verfallen, und wie der Tor auf der Brücke habe ich gehandelt, und ich weiß nicht, weshalb es mir geschieht, außer weil ich mich zu hoch verstieg.
 
VI. Gnade ist wahrlich verloren (und ich wußte nichts davon), denn die, welche am meisten von ihr haben sollte, hat nichts; und wo soll ich sie (nun) suchen? Ach, wie kann man denken, wenn man sie sieht, daß sie mich armen Sehnsuchtsvollen, der nimmer ohne sie Gutes haben wird, sterben lassen mag, indem sie mir nicht hilft?
 
VII. Da weder Bitte noch Gnade, noch das Recht, welches ich habe, mir bei meiner Herrin helfen kann und es ihr nicht gefällt, daß ich sie liebe, werde ich es ihr nie mehr sagen. So scheide ich und lasse ich von ihr. Getötet hat sie mich, und mit Tod antworte ich ihr; und da sie mich nicht hält, gehe ich davon, elend, in die Verbannung, ich weiß nicht wohin.
 
VIII. Tristan, nichts werdet Ihr von mir haben, denn ich gehe davon, elend, ich weiß nicht wohin. Vom Singen lasse ich und stehe ich ab, und vor Freude und Liebe verberge ich mich.

 

 

 

 

 

 

 

 

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