Traduccions - Übersetzungen - Translations - Traducciones - Traductions - Traduzioni - Reviradas

243,008a

Deutsch
Willy Ernst

I. Die bedrückenden Wünsche, die mir Schmerz machten, habe ich vergessen, hohe edle Herrin, denn so sehr ist mir Herz und Sinn verändert, daß ich nichts will als nur das, was ihr wollt – und die Leiden der Liebe, die mich dem Tode nah schmachten ließen, als ich eine andere liebte, läßt es mir erscheinen als liebliche Süßigkeit mit Freude, wie die Sonne den Schnee mildes Wasser werden läßt, so mild ist ihr Glanz.
 
II. Ganz ebenso, wie Feuer und Helligkeit und ein leuchtender Stern keinesfalls Stand halten können gegen die Sonne, so ist für mich keine Freude etwas im Vergleich zu der, die ich an euch habe, denn ich kann in der Welt kein Wesen sehen, wenn ich mir es auch noch so sehr vor(zu)stelle(n versuche), welches an Schönheit, Wert und Tüchtigkeit, noch was gute Taten anlangt, welche vornehmem Stande ziemen, auch nur annähernd an euch reichen könnte, vom großen Meer bis dorthin, wo der Mäander fließt.
 
III. „Schöner Diamant” müßt ihr wohl genannt werden, denn so wie der schöne leuchtende Tag die Helligkeit der Welt ist, so seid ihr, o Herrin, die Ehre der anderen Frauen, weshalb man eure wertvollen Taten, die man sieht und von denen man hört, im Gedächtnis behalten muß; und so wie die Augen in einem Spiegel manch schöne Farbe erblicken, so kann man in euch jedes andere Gut sehen, weshalb mir das Loben und Verbreiten (eures Ruhmes) gefällt.
 
IV. Und, Herrin, ihr habt soviel Wissen und seid so tüchtig, daß ihr wohl wißt, daß da, wo Schönheit und Jugend am meisten gelten, (deshalb) auch die Geschenke und Gefälligkeiten um so mehr gelten; und all die Tüchtigen, die sich beliebt machen wollen, verteilen ihre schönen Gaben dort, wo sie (die Gaben) am meisten Geschmack haben; und (schon) eine kurze Antwort bedeutet in der Liebe eine lange Freude, weshalb eine Dame ihre Lebensfreude nicht vernichten soll, wie es Elis, die Gräfin von Flandern, tat.
 
V. Überdies habt ihr soviel Macht über mich, daß es mir tausendmal lieber wäre, den Tod zu erleiden, als daß ich mich über etwas freute, das euch mißfiele, und wenn ich auch führwahr wüßte, daß ich die ganze Welt mir zu Diensten hätte; denn mit euren schönen und ehrenvollen Reden habt ihr mein Herz so reich gemacht, daß, je mehr ich nach euch verlange, dies für mich ein angenehmer Gedanke ist, Freude und Ruhe und Kurzweil und Erholung.
 
VI. Zu Schatz und Freude, Herrin und Gebieter, mache ich euch ganz und gar, und ich lasse die Leiden von anderswo; denn niemals hatte Cäsar oder Alexander mehr Freude noch Vergnügen an seinen schönen Eroberungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Institut d'Estudis Catalans. Carrer del Carme 47. 08001 Barcelona.
Telèfon +34 932 701 620. Fax +34 932 701 180. informacio@iec.cat - Informació legal

UAI