I. In der Welt kann es keinen anderen Liebhaber geben, wenn er auch die großen Freuden der Liebe alle errungen hätte, (der so reich wäre), daß ich mich für mein festes Wollen nicht für besser belohnt hielte als ihn mit all seinen Geschenken (die ihm seine Dame gibt); denn jetzt lebe ich reich und froh, liebe anmutige Dame; so treu, fest, frei von allem Bangen liebe ich euch, wie ein auf schlimmem Meer aus der Gefahr Erretteter, wenn ihn ein günstiger Wind in einen guten Hafen bringt.
II. Und da Tüchtigkeit und Lob nicht mehr gelten können als Ehrung, habe ich mich euch als „Bittender” ergeben; und statt des „Weiteren” wähle ich Liebe und Unterhaltung; denn eine sehr schöne Belohnung, Herrin, wird mir schon von euch zuteil, wenn ich nur froh sein kann; denn eine schöne Ehrerweisung ist mehr wert als eine kleine Gunst; und (schließlich) gewährt jeder treffliche, gern gesehene Mensch, ohne daß man ihn zuviel zu bitten braucht, manche schöne Gaben, wenn es ihm paßt.
III. Und euer gefälliges Wesen ist von solcher Lieblichkeit, daß ihr mit vornehmen, trefflichen Handlungen bewirkt, daß euch die edlen, hochgeschätzten Männer ehren und wert halten; und euer Wert und eure Schönheit, nach der manche begierig sind, –wie auch nach den ehrenvollen Antworten, die ihr allen Leuten gebt, –und die anmutige und daher auch inhaltreiche und fröhliche Unterhaltung (sind gleichfalls von so großer Lieblichkeit), daß sie euch für alle zum Führer machen, wenn es gilt, die Trefflichen wertzuhalten, wodurch euch die Herrschaft über alle Lobeserhebungen verliehen wird.
IV. Wenn nun die Diener, die einem guten Herrn dienen, gute Hoffnung hegen, darf auch ich nicht getadelt werden, wenn ich bei euch bleiben will, in der alles Gute ruht; und es möge kein gehässiger Verleumder deshalb eifersüchtig sein, noch glaube er, daß mir ein unpassendes Wort über die Zähne kommt; nein, (das tut nur) guter Sang, weithin vernommen. Denn guter Charakter und Lebensfreude, die Vorbilder, werden gepriesen von den Besten, dort wo lauterer Adel ist.
V. Daher ist es besser, wenn ich die Wahrheit spreche über eure große Trefflichkeit, als wenn ich anderswo lüge als ein schlecht Belohnter, der nirgends Fuß fassen kann; und hinsichtlich schöner Wahrheit brauche ich nicht besorgt zu sein. Denn so, wie der Löwe mit offenen Augen schläft, Herrin, ganz so sehe ich euch im Geiste wachend und schlafend; beim Erwachen zittere ich vor euch wie der Schatten im Sonnenschein.
VI. Anmutiger „Schöner Diamant”, Schatz und reine Freude, euch zu lieben und euch zu gehorchen, darauf ist all mein Trachten gerichtet.