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Deutsch
Willy Ernst

I. Wenngleich die Luft rauh ist, wodurch die Zweige sich lichten, unterlasse ich es dennoch durchaus nicht, einen Vers in schönen Reimen zu verfassen, damit die meisten Menschen wissen sollen, daß ich keinen (noch so) guten Trobador kenne, der nicht bei mir lernen könnte.
 
II. Und da jeder den Vers zugunsten der Kanzone im Stich läßt, beklage ich mich nicht über den Schaden, der ihm (dem Vers) in die Flanke fällt, und über die List und die Tücke und den Streit; denn der eine will, daß man von Liebe singe, der andere wünscht törichte Worte, der andere leichtverständliche Verse.
 
III. Daher verliert sich die schöne kostbare Rede; denn die Hinkenden und Lahmen und der Bursche, der sich unter der Bank befindet und nach den anderen die Nachlese hält, machen Gedichte und sind Sänger, und die schlechten Liebhaber loben das, was man tadeln soll.
 
IV. Und da man Vernunft nicht achtet, halte ich mich fern mit manchen kostbaren Worten; denn ich sehe das in den Schmutz fallen, was hoch auf dem Gipfel stehen sollte; und deshalb schweigen die Besten: so gering an Zahl sind die Helfer; denn man kann nicht mit allen streiten.
 
V. Doch eine weiße, hell schimmernde Blume erhält mir mein Herz einigermaßen frei (von Kummer); und wenn sie mich nicht eher will, wird sie mich ganz weiß haben wie in der ersten Stunde (d. h. in der Geburtsstunde); wenn sie mir aber meinen Schmerz abkürzte, würde ich die Freude wohl für schöner erachten, denn mehr taugt es zu schenken als zu verkaufen.
 
VI. Aber ich sehe ihr schönes, edles Antlitz nicht, darum tröste ich mich nicht über das schwere Leiden, über das ich mich beklage, welches mir mitten ins Herz dringt und mich läutert. Nach Art eines edlen Liebhabers ersehne ich das, worüber ich oft Tränen vergieße, denn zu anderem (als zum Weinen) kann ich mich deswegen (wegen der Sehnsucht) nicht aufraffen.
 
VII. Und darum, wenn sie mich auch nicht wohl aufnimmt, darf ich doch nicht an anderes denken, und es gibt fürwahr keine andere, – wird auch keine geben und gab auch niemals eine andere –, von der je mein Herz so widerhallt, daß ich geneigt wäre, es je anderswohin zu wenden; denn nach Art eines guten Spielers will ich alles auf einer Stelle ausgeben.
 
VIII. Mein Lob gilt dem guten König von Aragon, denn mit Ehre weiß er alles, was er tut, auszugeben.

 

 

 

 

 

 

 

 

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