Traduccions - Übersetzungen - Translations - Traducciones - Traductions - Traduzioni - Reviradas

243,008

Deutsch
Willy Ernst

I. Meine Wünsche und meine Gedanken, das süße Sehnen und all mein Sinnen, meine Freude, mein Gut, mein Schatz und meine Liebe und meine Stärke und das Gute, welches mir versprochen ist, – das, Herrin, seid ihr; denn mir ist in dieser Welt nichts anderes geblieben, das mich in den größten Nöten froh erhalten könnte, als nur ihr, der ich mein Herz gegeben habe, die ich liebe, preise und fürchte, der ich diene und den Hof mache.
 
II. Und wenn ich mir die Vorzüge eures gefälligen, frohen, anmutigen Leibes vorstelle, die ich nicht zu nennen weiß, (und mir vorstelle,) wie höfisch er ist, wie groß eure Ehre und Vornehmheit ist, dann meine und denke ich, – so fröhlich bin ich! – daß mir ein Glück widerfahren ist, o Dame mit dem blonden Haar, dadurch, daß ich euch so liebe und infolge davon das Herz voll Verlangen nach der Schönsten habe, die man kennt, bekleidet oder unverhüllt; darum bin (= wäre) ich recht töricht, wenn ich nach einer anderen suche(n) und verlange(n wollte).
 
III. Und da mich die Liebe so gut wählen ließ, laßt ihr mich in Nachsicht nicht sterben; denn schlimmes Leid ist es und wilder Schmerz und schwere Klage, wenn einer die Jahre und Monate verliert und der erwarteten langen Freude bar bleibt, wenn er nicht weiß, woher ihm noch Gutes kommen soll, so sehr bricht ihm aus tiefstem Herzen sein großer Schmerz hervor, denn er hat sich selbst zugrunde gerichtet. Diesen Kummer fürchte ich auch, – aber anderswohin befehle ich ihn.
 
IV. Denn ich kann euch versichern, daß ich euch im Entbehren aufrichtiger liebe als der Gatte, der den Genuß hat; wenn ihr darum doch einwilligen wolltet, edle Frau, daß ich eine von den hundert größeren oder kleineren Gunstbezeugungen erhielte! Denn ein angstvolles Verlangen hat mich so besiegt, daß das Herz mir schmilzt von der Begierde, welche mich tötet und vernichtet; denn ich habe keinen Freund, der mir hierbei helfen könnte, als nur euch, denn eine andere bitte und entbiete ich nicht.
 
V. Und wenn ich mich nun an den guten, edlen, ruhmreichen König von Kastilien wende, möge es euch nicht verdrießen, denn er hat über die stärksten Kaiser und Könige, über die Fürsten und Markgrafen die Preise und Geschenke davongetragen; denn, wie das Meer die Namen der Flüsse in sich aufnimmt, so vergeht besiegt jeder andere Ruhm, der besteht, wo nur etwas von dem seinigen erwähnt wird; darum gehe ich nicht fehl, wenn ich über ihn berichte und ihn verbreite.
 
VI. Und Gott, möge ihn bewahren mit Ehren und ihm beistehen, denn er ist, was „Wert” anlangt, so wie ich ihn (mir) wünsche und fordere.

 

 

 

 

 

 

 

 

Institut d'Estudis Catalans. Carrer del Carme 47. 08001 Barcelona.
Telèfon +34 932 701 620. Fax +34 932 701 180. informacio@iec.cat - Informació legal

UAI