Traduccions - Übersetzungen - Translations - Traducciones - Traductions - Traduzioni - Reviradas

243,001

Deutsch
Willy Ernst

I. Mit dem Grün der Jahreszeit, welche glücklicherweise besser wird, trage ich sogleich Sorge um Freude und Liebe. Denn wer verdrossen ist und zu sehr Unangenehmes erwartet, mit dem wird es immer nur noch schlimmer. Daher, wenn ich in Liebe entbrannt bin, verhülle ich meinen Schmerz und zeige Freude und verberge die Träne. (Ich wünschte,) daß ich sie umfassen dürfte mit meinen Armen unter ihrer Kleidung; aber sie ist hart zu mir im Hinblick auf die schönste Freude, die mir nicht zuteil wird. Aber da sie mir versichert, [daß sie mich erhören will, verspreche ich, (?)] daß ich beständig bin und mich nicht einer anderen zuwende. Denn sehr schlimm ist es, wenn einer seine Mühe immer länger werden läßt
 
II. durch stetes Drängen oder Weinen; denn er hat eher sein Leben verloren durch Suchen und Wankelmütigkeit, als daß ihm eine andere bestimmt ist. Ich aber achte den Schaden nicht; denn wenn sie auch nicht gefällig gegen mich ist, habe ich doch, indem ich an sie denke, soviel von ihr, daß eine andere nicht für mich begehrenswert ist.
 
III. Und das, was ich von ihr habe, erhält mein Herz fröhlich, da ich weiß, daß es auf der Welt keine Auserwähltere gibt. Und darum möge sie, wenn es ihr gefällt, mich aus meiner Unruhe reißen mit wahrhafter Freude und ohne jegliche Ausflucht.
 
IV. Denn wo ich auf ihr schönes Antlitz vertraue, – hätte doch auch sie daran gedacht, mich glücklich zu machen! Wenn sie mich tötet, wird es Unschicklichkeit sein; denn ich setze meine Hoffnung auf sie,
 
V. wie die Pilger jenseits des Meeres an den Mann der Vergebung glauben. Daher, wenn er (Christus oder der Papst) sie (die Pilger) freispricht, habe ich dann je zu meinem Unglück Mon Sen und ihr fröhliches Antlitz gesehen?
 
VI. Aber ich glaube bestimmt nicht von meiner süßen Freundin, daß sie so schlecht ist, mich sterben zu lassen. Denn bei einem guten Herrn muß man reich werden. Und wenn ich von ihr das bekäme, was ich am liebsten haben möchte, dann würde ich nie mehr einen Todesgedanken haben, und nimmermehr könnte mir dann Übles widerfahren. Und wenn sie mir willfahrte, würde ich nie eine Pilgerfahrt zu machen brauchen, um meine Seele zu retten, wofern sie mir nur verschafft, was ich am meisten von ihr wünsche.
 
VII. Aber wenn ich sie sehe, habe ich oft nicht die Kraft, ihr meine Gesinnung zu offenbaren. Und wer am Abend wankelmütig ist (?), indem er zurückweicht, erreicht auch schwer etwas am Tage. Wenn ich also hoffe, indem ich ausharre, daß ihr mir Gelegenheit zur Ruhe geben werdet, meine süße liebe Freundin, will ich mir nachher nie wieder Schmerzen machen über Gleichgültigkeit eurerseits, und, wenn es euch gefiele, hätte ich sie mir auch nicht gemacht.
 
VIII. Denn, wenn ich auch nicht das Recht habe, eure Wertschätzung zu besitzen, so hilft mir doch treue Liebe dazu, etwas wert zu sein: alle Tage ermahnt sie (die Liebe) mich,
 
IX. mich nicht einer anderen zuzuwenden und mich nicht zu betrüben. Denn ein guter Ausdaurer wird leicht ein Genießer durch das gefangennehmende Lächeln, (zu dieser Erkenntnis komme ich), wenn ich darüber nachdenke. Mehr ziehe ich mir deshalb, Herrin, Qual zu mit heißem Verlangen, wenn ich euch sehend betrachte,
 
X. die ihr erobert werden müßt. – Weil mir die Liebe dafür garantiert, will ich mit Gnade unter eurer Herrschaft bleiben, Dame: denn wer anfangs ohne Besitztum war, wächst durch euch jeden Tag.

 

 

 

 

 

 

 

 

Institut d'Estudis Catalans. Carrer del Carme 47. 08001 Barcelona.
Telèfon +34 932 701 620. Fax +34 932 701 180. informacio@iec.cat - Informació legal

UAI