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Deutsch
Willy Ernst

I. Schöne Mienen haben mir lange schweren Schaden zugefügt, so daß die Qualen mich töten werden, wenn ich mir (diese Tatsache) vorstelle. Darum, vieledle Frau, möge sich nicht so unstet gegen mich verhalten
 
II. euer klarer Blick, die frische Farbe und das schöne milde Lächeln, durch das mich Liebe tötet; denn ich wollte ein besseres Paradies nicht besitzen, wenn ich mich nur mit euch ergötze unter einer Decke.
 
III. Nun rede ich etwas Törichtes, weil ich mich so sehr erkühne. Wenn es euch nun gefiele, daß ich (euer) Liebhaber wäre, dann wären alle meine Wünsche erfüllt. Darum, süße Freundin, gereiche es mir nicht zum Schaden,
 
IV. wenn ich Übermütiges geredet habe. Denn ich habe so schrecklich geschmachtet, weshalb ich euch demütig um Gnade anrufe, daß ihr doch ein wenig liebevolle Nachsicht
 
V. mit mir haben möchtet. Denn seit ich euch Süße, Anmutvolle gesehen, habe ich mich nicht von euch getrennt, sondern habe euch gedient in guter Gesinnung und getreulich. Darum, wenn mich nun Liebe so durch euch tötet, so wird euch das nicht wohl anstehen; denn niemals habe ich aufgehört, noch habe ich davon abgelassen, euren Befehl auszuführen.
 
VI. Ich habe euch allezeit gedient und euch gepriesen, o Vollkommene und Auserwählte, o Schönste, die je gelebt. Mein Leben ist aus, wenn ihr mich nicht froh macht, (ist) vernichtet und zugrunde gerichtet, und das ohne irgendwelchen Grund.
 
VII. Es wird vielmehr Sünde sein, wenn ihr mich tötet, denn ich glaube, daß euer Wert deshalb getadelt werden wird. Und nun, Herrin, seht bitte, wie ihr mich quält und wie ihr mich
 
VIII. gefangen und besiegt in eurer Gewalt habt, so daß ich mich nicht einer anderen (Dame) ergeben kann. Nicht will starkes Mitleid auf euch herabsteigen. Möchte doch Treue mir helfen! Denn auf Gnade und Ungnade habe ich mich bereit gemacht, zu tun und zu erfüllen
 
IX. alles, was euch gefällt und euch genehm sein wird. Wenn mich auch die schwere Gefangenschaft schreckt, so fordert mich doch froher Wille dazu auf, daß ich mich euch ergebe, was mir auch dadurch widerfahren möge.
 
X. Und das tue ich ganz willig und mit fein frohem und verliebtem Herzen; denn viel lieber will ich durch euch sterben als durch irgendeine andere Herrin.
 
XI. Dem guten König von Kastilien, Herrn Alfons, empfehle ich mich, Herrin, nach euch.

 

 

 

 

 

 

 

 

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