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066,001

Deutsch
Günther Bosforff

I. Wohl gefällt es mir, wenn ich in den Gärten und auf den Wiesen Zelte und Lagerhütten und gewappnete Pferde sehe, wenn ich Gärten, Weinberge und Getreidefelder niederlegen und Kriegsmaschinen zielen und zerschossene Mauern sehe, und wenn ich Hörner und laute Stürze der Verwundeten höre, und man sie wider ihren Willen hinter die Palisaden bringt. Solcher Krieg gefällt mir besser als Friede und als ein Waffenstillstand, durch den man betrogen wird.
 
II. Alles dies sage ich wegen des Infanten von Aragon, und mit Recht verdient er den Namen „Infant“; denn leicht geschieht es, dass ein Kind einen Fehler begeht, und er fehlte, als er seinen Baron Raimund Wilhelm tötete, ohne dass ihm (sc. dem Raimund W.) der Waffenstillstand nützte, und ohne dass ihm an seinem Hof ein Richterspruch gefällt wurde. Deshalb müssen alle, denen er Waffenstillstand gewährt, dieses arglistige Kind fürchten.
 
III. Waffenstillstand wissentlich zu brechen, ist schlecht, und wenn ehrenhaft das Verbrechen nicht wieder gutgemacht wird. Deshalb hat der Infant einen törichten Streich verübt mit einem schlechten Aderlass, den er an den Katalanen vollzogen hat. Und alle sagen, dass man sich vor solchem Waffenstillstand hüten solle, und dass er sich damit in einen törichten Handel einliess; denn einem Königssohn steht es gewiss schlecht an, wenn er das Handwerk des Blutschröpfers annimmt.
 
IV. So scheint es, dass er beim Schröpfen keine sichere Hand hatte; denn er bekommt dafür zwar Lob von schlechten und gemeinen Leuten, aber heftigen Tadel von allen Hochgestellten. Und wenn die Katalanen gegen dieses Blutschröpfen nicht Einwand erheben, wird man sie alle für feige und schlaff halten und für duldsamer als Einsiedler. Und es möge dabei jeder für sich mit eingreifen (?), sonst wird er sich benehmen noch schlimmer als ein wütender Hund.
 
V. Dem Vizgrafen von Cardona widme ich mein Sirventes, bevor es zu jemand anders sich wendet; denn mehr verlangt er nach Ehre, als ein ergriffener Dieb nach Begnadigung. Badet er sich doch in Trefflichkeit weshalb ich glaube — wer will, der bestreite es —, dass genug Ehre jeder Vizgraf hat, der davon ebensoviel hat wie ein König.
 
VI. Einem mächtigen Herrn steht es meiner Treu übel an, Waffenstillstand zu brechen und so schlecht zu verfahren; denn mit Krieg kann sich der König keine Ehre erwerben, wenn er Waffenstillstand willkürlich bricht, das meine ich.

 

 

 

 

 

 

 

 

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