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Deutsch
Erich Niestroy

I. Ach! Soviel Seufzer kommen mir an Tag und Nacht, die mir Liebesgrüsse bringen und die mich bitten, dass ich mich eiligst meiner Dame (wieder) zuwende, die die edelste ist, die es gibt, und die höheren Preis und Wert hat als irgend eine andere; so schenke mir Gott ihre Liebe wie ich sicher bin ohne Bedenken und ohne Besinnen, dass ich von nichts anderem die Leute (so) wahr reden weiss, (wie von ihr).
 
II. Und weil ich länger geruht habe, als man sollte, fürchte ich, dass ich arg gefehlt habe in solcher Ruhe; aber das grosse Unrecht macht Mitleid wieder gut, und meine Dame besitzt ein so reiches Mass höfischer Bildung, dass Bescheidenheit ihren hohen Wert mässigt (s. Anm. zu 13) und ihr den Stolz nimmt, um die Ehre zu erhöhen, die ihr Gott gibt, der bewirkt, dass alle sie auserlesen als die beste, welche sich kleidet und sich spiegelt.
 
III. Jene Dichter alle bürgen mir dafür in ihren Liedern, wenn ihr mir nicht glaubt; denn all das Gute, wen auch immer ihr es mögt nennen hören (s. Anm. zu 19), sagen sie von ihr und von ihrer Herrlichkeit; sogar die Vögelchen werden fröhlich ihretwegen, wenn sie sie sehen, solche Freude haben sie unter einander! Gebet acht, ob ich nicht singen und lachen soll, denn so sehr bin ich ihres Lobes und des Verlangens (nach ihr) voll.
 
IV. Aber das Verlangen, weiss ich, ist eine grosse Torheit, weshalb ich fürwahr bedrückt bin (?); indessen kein Mann, der im Banne (der Liebe) steht (?), darf mit Recht getadelt werden; (und ich bin ein solcher,) denn gegen meinen Willen wünsche ich das, was mir nicht in Erfüllung gehen würde (s. Anm. zu 28); aber Ehre ist es mir (doch). Bei Gott! ich klage nicht darum, vielmehr ist es mir köstlich(er), je schwerer der Schmerz mich drückt, denn in Gedanken küsse ich sie und betrachte sie, nur will ich nicht, dass sie mich es sagen höre.
 
V. Zum edlen König, der ein König ist ohne Tadel und König über Freude und König an Freigebigkeit, König im Frauendienst und König fröhlicher Kurzweil, König an Gastlichkeit und von angenehmer Gesellschaft, König an Kühnheit und König ohne Furcht, König von Aragon, den ich zu meinem Herrn gemacht habe, eile fort, Lied! denn ihm wende ich mich zu, hier ohne Freund, ohne Genossen und ohne Diener.

 

 

 

 

 

 

 

 

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