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Deutsch
Erich Niestroy

I. Nie war ein Mann so von Liebe überwältigt, wie ich es bin, und ich weiss keinen Grund, warum; denn gegen meinen Willen liebe ich und werde nicht geliebt; und so habe ich es immer gehalten, seitdem ich geboren ward, und verstand nicht Liebhaber zu sein; und allein handle ich töricht und vermag mich dem (Törichthandeln) nicht zu entziehen, und ich fliehe mein besser Teil jeden Tag und folge meinem Unheil; und ich bringe Ausserordentliches zustande, denn ich tröste mich und singe.
 
II. Doch so gross ist ihre Demut und das Lob, woran jedermann sich hält, dass ich nie in dem Masse ihr Vertrauter sein konnte, dass ich jemals bei ihr Einsicht und Mitleid gefunden hätte noch irgend einen Trost, von dem mein Schmerz sich lindere, sondern rauhe Antwort, als ob ich ihr ihren Vater getötet habe; und wenn ich sie um ihre Liebe bitte, gibt sie mir zu erkennen, dass sie mich nicht mehr versteht als einen Deutschen.
 
III. Doch in solchem Grade ist mein Kummer ehrenvoll, dass die Pein einer Menge Liebesfreuden mit andern gleich gilt; so trefflich ist sie, der ich mich ergeben habe, dass es keine Gleiche gibt, soweit die Erde reicht; die Edelste ist sie, die je von einer Mutter geboren wurde, und die Beste, das höre ich alle sagen; weshalb ich ihr mein Verlangen nicht zu entdecken wage, ausser durch galante Unterhaltung, wie die andern (es tun), indem ich singe.
 
IV. Aber wenn ich auch töricht handle, von ihr (aus) ist mir alles kostbar, und ich will das Böse in Frieden dulden und das Gute; denn ein Mann ist nicht aufrichtig noch treu verliebt noch beharrlich, der so leicht von seiner Dame ablässt, noch versteht er etwas von Liebe; denn nimmer sah ich ohne Mühe reichen Lohn erwerben. Ach! was habe ich gesagt! Unheil werde ich von ihr erfahren, denn je mehr sie mich schmachten lässt, um so mehr diene ich ihr.
 
V. Zum trefflichen König, der mit Ruhm gekrönt ist über andre Könige und der am besten sich führt, wo edle Freude entspringt und Freude und Jugendlust gepflegt wird, dahin eile fort, Lied, von hier nach Aragon, wo ihre Wohnstatt nehmen alle guten trefflichen Taten, die ein edler König tun sollte; und grüsse mir von Perpignan an diejenigen Männer und Frauen, die den Wunsch nach Liebe haben.
 
[VI. Doch so ehrenvoll ist mein Kummer, dass ich an nichts andres als an sie denke, und ihr Preis ist so vollkommen und so erhaben, dass ich König der Freude zu sein wähne, wenn ich an ihn denke.]

 

 

 

 

 

 

 

 

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