I. Fürwahr! Kein Liebender mag sich rühmen, so wahrhaft zu lieben wie ich; denn niemals frass sich Feuer so erbarmungslos ins Holz hinein, wie heisse Liebe mein Inneres ergriffen hat, so dass sie an allem, was mir eigen ist, mich gefangen hält; weshalb töricht ist, wer mich schilt, dass ich nicht sogleich fröhlich sei.
II. Glück möge mir beschieden sein bei ihr, nach der mein Trachten geht, dass ich mit meinen Armen sie umschlinge und sie desgleichen mich und es ihr gefallen möge, mit einem Kuss mich zu beschenken. Mehr verlange ich nicht von ihr, da es nicht schicklich wäre; denn wenn ich so viel von ihr (erlangt) hätte, würde ich mich damit wohl zufrieden geben.
III. Denn soweit die Sonne herrscht, gibt es keine so an Anmut reich, keine so schön von allen, die sich bekreuzigen und Kleider tragen, und keine mit so edlem Benehmen, wie meine Herrin, meiner Treu! Und wer mich hierin Lügen strafen wollte, zu Unrecht, weiss ich, würde er es tun.
IV. Aber schmerzlich ist es mir, dass sie nicht geneigt ist, mir Gehör zu schenken noch zu zeigen, dass sie meine Bitten günstig aufnimmt; vielmehr lacht sie leise darüber, wenn ich ihr sage, dass ich sie über alles liebe; je mehr ich es ihr schwöre, desto weniger glaubt sie’s mir; aber wenn sie mein Herz kennte, ohne Schwur würde sie’s mir glauben.
V. Ach! Ob es (jemals) sein wird, dass ihr dies einkommt und sie gütige Einsicht hat? Denn dass eine andere mich umarme, will ich nicht und habe ich kein Begehr. Und sie mag, wenn sie will, mir Böses oder Gutes tun, und gänzlich sei ich in ihrer Gewalt, denn das Gleiche würde es sein (s.
Anm. zu v. 39), so gross ist ihre Autorität (über mich).
VI. Wenn ich den König von Aragon verliesse, würde ich einen Fehler begehen.