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047,002

Deutsch
Fritz Naudieth

I. So wie ein Mann ohne Schuld, den ein Herr grausam behandelt, wenn er ihn in seiner Gewalt hat, und er (der Gefangene) bittet ihn um Gnade, und er (der Herr) will sie gegen ihn nicht üben, vielmehr hält er ihn so lange gefangen, bis er (der Gefangene) ihm von seinem Vermögen gibt, – so grausam behandelt Ihr mich, da es Euch gefällt und angenehm ist, und so, Dame, habt Ihr mich in Euren Kerker gelegt; doch niemals werdet Ihr von mir Lösegeld empfangen, denn ich sehe es lieber, Dame, dass Ihr mich gefangen haltet, als wenn Ihr mich freigäbet, und niemals sah man einen Gefangenen, glaube ich, der nicht hätte frei sein wollen.
 
II. Aber, Dame, die Ihr besser seid als gut und die trefflichste, die man je sehen konnte, wissen will ich, ob Ihr mich töten werdet, da ich Euch nicht übelwollen kann; denn ich glaube dies nicht, und Ihr scheint mir nicht so argen Sinnes, und Ihr hütet Euch hierin vor Sünde; denn ebenso sündigt ein Herr gegen seinen Baron wie ein Baron gegen ihn, wenn er ungerecht gegen ihn verfährt. Damit Ihr keine Sünde begehet, tötet mich nicht, nachdem Ihr mich gefangen habt; möge mir bei Euch meine Treue und Eure Freundlichkeit und Herzensgüte nützen!
 
III. Wenn ich nämlich König wäre, würdet Ihr eine goldene Krone haben. So wird mir Wohlgefallen und Besorgnis durch Eure Schönheit erregt, auf die ich meine Hoffnung gesetzt habe, dass ich mich keiner anderen widme; Dame, denket an den Lohn; denn ich habe lange Zeit Euch vergeblich gedient! Aber bei der Treue, die ich meinem ,Schönen Gefährten‘ schulde, eins habe ich beschlossen: Wie Ihr Euch auch verhalten möget, ich werde Euch lieben, mag es Euch gefallen oder lästig sein; doch viel lieber wäre es mir, wenn es Euch gefiele! 

 

 

 

 

 

 

 

 

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