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242,006

Deutsch
Adolf Kolsen

Erstes Kreuzlied
 
I. Zur Ehre Gottes kehre ich zu meinem Sang zurück, von dem ich mich entfernt und getrennt hatte, und nicht etwa Vogelzwitschern und Vogelruf bringt mich wieder zu ihm noch Laub vom Zweige, auch bin ich keineswegs fröhlich beim Singen, sondern ich bin ärgerlich und betrübt; denn ich nehme in vielen Schriften wahr und sehe, was die Sünde mit sich fortreißt (1), wodurch Treue schwindet und Unrecht sich erhebt.
 
II. Und staunend betrachte ich, wie abgestumpft die Welt ist, wie ihre Wurzel tatsächlich verdorrt und das Übel emporstrebt und steigt; denn kaum beachtet man es jetzt oder macht man sich etwas daraus, wenn Gott beschimpft und geschmäht wird, sodaß Syrien den falschen, gewissenlosen Arabern ruhig verbleibt, hier aber zanken sich die Machthaber untereinander!
 
III. Und deshalb ist es für mich ganz unwahrscheinlich, daß ein waffenfähiger und kräftiger Mann, wenn er Gott in solcher Bedrängnis im Stiche gelassen haben wird (2), ihm je ohne Beschämung wieder vors Angesicht trete; wer aber von seinem Schwerte, von gewaltigen Streichen und von den durch ihn Getroffenen Ruhm ernten wird, der wird von seinem König (3) so aufgenommen werden, daß er damit wird zufrieden sein können; denn er gibt gern reichlich (4).
 
IV. Und da der heilige Geist einem gutgesinnten Herzen Kraft gibt, so hüte dieses sich davor, sich für den doppelzüngigen Betrüger voll Falsch (5) einnehmen zu lassen, indem es einen jeden von denen, die mit Gott hinziehen werden (6), davor bewahrt (7), auf seine eigene Kraft zu pochen; saht ihr doch bei großer Zwietracht von verschiedenen Willen und vielen Seiten her niemals große Vorteile entstehen. 
 
V. Aber wenn alle einem Aufgebote folgen und jeder sich verdient machen will, so sei am tatkräftigsten, wer am meisten vermag; denn auf solche Weise wahrlich wird man siegen, und diejenigen, welche nicht hinziehen, mögen sich Mühe geben, daß Gott besser gedient werde! Wenn es also heißt, ein jeder solle aufgeben, was ihm in der Welt am meisten gefalle, so folge jeder (8) bar und bloß, denn als ein Armer hat er (9) uns erlöst!
 
VI. Ach, was werden sie sagen, die elenden Leute, wenn er der Nachlässigkeiten gedenken und Rechenschaft verlangen wird von den Reuigen, von denen, die ihm jetzt nicht beigestanden haben werden? Ihr werdet wohl sehen, daß sie von allem, was ihnen nur zur Macht verholfen hat, werden Bericht erstatten müssen, und sicherlich werden ihre Führer, die sie übel geleitet haben werden, ihnen damit gar keine Freude und kein Vergnügen bereiten.
 
VII. Wisset wohl, daß ich mich um den Schaden gräme, aber um der Schmach willen bin ich darüber bestürzt, daß die falschen, kleinen Mestizen (10), die keinen Gott, keinen Glauben und keine Tugend haben, uns in dieser Weise behandeln; denn sie haben uns gemein herabgewürdigt, sodaß ihr seit Christi Geburt niemals in der Weise von einer so großen Not gehört habt, die so leichtfertig ertragen worden wäre!
 
VIII. Jedoch erlange ich die mir entfernt und entzogen gewesene Freude wieder, und mein mit Weinen begonnenes Lied wird mit Lust beendigt, da die Heere nunmehr aufbrechen werden und die Hilfe der Könige gesichert ist. Bei ihrer Hinkunft, das versichere ich euch, werden Sultan und Emir schlecht behandelt werden, — wenn sie sich nicht bereits aus dem Staube gemacht haben.
 
IX. Und der Graf Richard ist gut gerüstet; denn gegen seine Feinde ist, mag man ihn auch darum beneiden, ein sehr bedeutsames Unternehmen zustande gekommen (11), und Gott sei dafür gepriesen!

 

Fußnoten:

(1) ‚Bezwingt, unterwürfig macht, in ihren Kreis bannt.‘ ()

(2) ,Wenn er einer, der Gott im Stiche gelassen hat, sein wird.‘ ()

(3) D.h. von Gott, der dann sein König, der ihm besonders geneigte König ist. ()

(4) Gott gibt gern reichlich, eigentlich ,er ist im Geben gar nicht beschränkt‘. ()

(5) Für den Teufel. ()

(6) Am Kreuzzug teilnehmen werden. ()

(7) Und da . . ., so bewahre einen jeden sein Herz davor. ()

(8) Dem Aufgebote. ()

(9) Christus. ()

(10) Die Muhamedaner, die häufig von kleiner Gestalt sind und ihres oft eigenartigen Aussehens wegen bei vielen als Mischlinge galten. ()

(11) ,Den von ihm Gehaßten ist solche Sache gemischt worden, die sehr bedeutsam ist.‘ ()

 

 

 

 

 

 

 

 

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