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Deutsch
Adolf Kolsen

Schäden im Rittertum und Mönchswesen
 
I. Durch meine feinen geschraubten und gebrochenen Worte hätte ich nicht gedacht Verdienst und Gunst zu finden. Wahrlich, es war ein vortreffliches Jahr! Deshalb ging mein Gesang ruhig neben den höchsten Liedern einher; würde mir aber jetzt die Ehre zuteil, dieselbe Arbeit wiederaufnehmen zu dürfen, so wollte ich meine heiteren, fröhlichen Lieder viel lieber mit artigen und vollkommenen, verständlichen und schlichten Worten darbieten als mit allzu dunklen und übermäßig gezierten.
 
II. Und es gäbe für mich durchaus kein Hindernis, geradeswegs (1) zurückzukehren, wenn ich erwarten könnte, freundliches Entgegenkommen (2) zu finden. Dahin ist aber Liebenswürdigkeit, Tüchtigkeit, wahre Liebe und die in Aufnahme und Ehrungen bestehende Wertschätzung der Herren! Wovon könnte ich also singen? Macht doch der Gegenstand den Gesang, oder der Name lügt (3), denn zur Zeit der Alten gehörten Lust und Gesang zusammen wie Stroh und Korn.
 
III. Soviele sehe ich da von ihnen, die sich dem schönen Tun entzogen haben, daß ich mich mit dieser Angelegenheit nicht zu befassen wage. Weshalb? Danach frage mich als verständiger und erwachsener Mensch nicht; ist doch Lust im Niedergang begriffen! Den Geringeren ziemt es nicht einmal, nach solchen Dingen zu forschen. Wen siehst du Freude äußern, wenn er auch noch so froh und wacker ist? Dagegen würdigt häßliches Verhalten viele Ritter herab und stellt den Namen auf den Kopf (4).
 
IV. Von Bordeaux bis Lamais (?) — und das genügt mir (5) — [versichern mich alle (?)], daß ich dauernden Ruhm besitze. — Und einen wie großen! — Lasse mich damit in Ruhe, denn der Beifall der urteilslosen Menge (6) gilt mir nichts; so sehr ist das Unheil gestiegen, daß man nicht mehr vernünftig urteilen kann. Ich meinerseits mag wohl Verwunderung erregen; schwimmt doch der Fisch allein (7)! In allen guten, hohen Dingen befähigt* (?) mich der Herr von Rovigna (8), die Gebrochenen von den Gesunden recht zu unterscheiden.
 
V. Kein Anspornen nützt mir etwas, den Weg frei zu machen (9). Ich gedachte ganz davon abzulassen; aber der herrliche, treffliche Deutsche wird nun kommen, ein Spiegel, ein Führer und eine Blume unter den Kaisern, und er wird noch größer durch eine große Angelegenheit! Dann werdet ihr hören, daß hier und da, dann und wann Deutsche mit Kastiliern über schlechte Wege und Stege zogen, dem Namen nach getrennt und einander nahe in ihrem Vorhaben.
 
VI. Die Arglist wird völlig zum Vorschein kommen, sodaß ich es nicht mehr verheimlichen kann, warum ich Fröhlichkeit verliere; ich sehe nämlich, welchen Schaden man anrichtet, und deshalb bin ich unglücklich! Denn bei den Mächtigen finde ich es (10), von denen guter Beistand ausging, wie ich glaubte, bis ich von einem, der mir überlegen war, hörte, daß er seine Fußsoldaten gegen mich aufbot. Ich will nicht reden wie einer, der falsch ist, obwohl ich, wenn ich es wäre, alsbald schweigen würde.
 
VII. Mit den Widerwärtigkeiten vieler mache ich nicht viel Umstände (11), wenn ich reden will. So höre denn — kämpfe ich doch mit eindringlichen Worten — der Ungerechte (?), daß ich Klöster und Orden mit äußerem Scheine nicht gern habe; denn der Mönch wird, mag er auch ein treues, reines Herz haben, trotz Verneigungen und trotz vieler Kappen ganz und gar nicht für vollkommen, wahrhaft und zuverlässig gelten, wenn er nicht das Recht im Auge behält und ein tätiges Leben führt (12).

 

Fußnoten:

(1) ,In selbiger Richtung.‘ ()

(2) ,Liebe Hände‘, die sich mir ,nicht behandschuht‘ entgegenstrecken. ()

(3) Oder der Gesang ist eben keiner. ()

(4) Es stellt den Namen „Ritter“ auf den Kopf, da es unritterlich, gemein ist. ()

(5) ,Mehr will ich nicht erhoffen.‘ ()

(6) ,Der Lärm ohne Urteilsfähige.‘ ()

(7) D.h. weil ich eine Ausnahme mache. ()

(8) ,Dieser Rovignaner‘, der gascognische Edelmann Raimon Bernart de Rovigna, welcher nach der Lebensnachricht identisch ist mit Girauts Freunde Sobre-Totz. ()

(9) Die Hindernisse für den Kreuzzug aus dem Wege zu räumen. ()

(10) Das schädliche Tun. ()

(11) ,Ich schiebe von vielen ihre W. nicht bis zum frühen Morgen auf.‘ ()

(12) ,Und wenn die Hand ihn nicht leitet‘, die Arbeit ihn nicht auf den richtigen Weg bringt, wenn er nicht, statt in träger Beschaulichkeit dahinzuleben, sich der Erziehung, Armenhilfe, Krankenpflege usw. widmet. ()

 

 

 

 

 

 

 

 

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