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242,015

Deutsch
Adolf Kolsen

Der rechte Gottesdienst und die wahre Menschenliebe
 
I. Jetzt, wo ich die Gärten wieder ergrünt sehe und der Sommer beginnt, zieht es mein Herz mehr zur Kurzweil hin; denn wenn das Jahr, die Lust und der Gesang der Vögel, das Vergnügen und der Lärm sich erneuert, so ist das für mich eine Aufforderung zu singen und deshalb bin ich vergnügt. Indessen nehme ich viele betrübende Dinge wahr und insbesondere, daß den schlechten, boshaften, hinterlistigen, falschen und schurkischen Heiden das heilige Grab verblieben ist, ohne daß Klage und Streit (1) sie plagt.
 
II. Jedoch bleibt, wenn man Gott gehorcht, der Lohn und Dank nicht aus, da derjenige, welcher treu liebt, wohl geliebt wird; verdoppelt doch die Liebe die guten Neigungen, und eine an sich geringe, aber aus gutem Herzen kommende Gefälligkeit wird zu einer großen, wenn sie anerkannt wird. Weshalb meint der Mensch, es sei gut, daß sich sein guter Wille, sein gutes Herz und seine Hoffnung dem höchsten Könige zuwende, dem keine Macht widersteht? Weil er, der des Menschen Sünden abwägt, stets in höchstem Grade gütig ist.
 
III. Also müßte man einem so edelmütigen und verehrungswürdigen Herrn wohl dienen! Zeigt er doch, auf welche Weise man ihm diente, indem er die, die sich von ihm fernhalten (2), absichtlich (3) unterdückt, sodaß nach der Überlieferung der starke Riese, gegen den sich David erhob, (zwar) mit stärkerer Rüstung versehen war, aber dennoch, weil er sich gegen Gott aufgelehnt hatte, in der Tat überwältigt auf dem Platze blieb; ich habe nämlich schon erlebt, daß zwei miteinander kämpfen, von denen der Stärkere mehr bedrängt wird und der Schwächere die Oberhand behält.
 
IV. Jetzt möge mit Gottes Hilfe (4) Treue zurückkommen, Ruhe einkehren, und es befestige sich Tugend und Wahrhaftigkeit, wovon schon ein gut Teil erschüttert ward, und liebliche Prachtentfaltung (5), die, wie ich glaube, verloren wäre, wenn sie nicht hierbei gerettet würde; jetzt aber wird sie, soviel ich sehe, ihr Recht wiedererlangen, da ja der König Richard hinübergefahren ist (6), und wenn er dort angelangt ist und da so viele wackere Genossen hat, möge die Christenheit ihr Haupt erheben, denn sie hat es ein wenig zu sehr niedergebeugt!
 
V. Und wozu wurde ein eitles Herz großgezogen und weshalb erwuchs ihm Gut und Reichtum? Glaubt ihr, Besitz würde aufgehäuft, damit Trug sich vermehre und verdopple? Keineswegs! Er sollte vielmehr, sobald er gesammelt ist, in angemessener Weise, gerecht und ordentlich, mit andern geteilt werden, derartig, daß der Gemeine sich mit dem Wohlgesitteten nicht auf eine Stufe stelle; denn die Freigebigkeit ist ebenso zu tadeln, wenn das Geschenk sich für den Empfänger nicht eignet, wie sie durchaus gutzuheißen ist, wenn Verstand und Vernunft sie leitet.
 
VI. Deshalb gehe ich, wenn ich mich in ziemlich froher Stimmung von den Leuten (7) entfernt habe, sorgenvoll einher und, da ich infolgedessen nicht zufrieden, lustig, liebenswürdig und tüchtig sein kann, ärgere ich mich sogar darüber, daß ich nicht aufgehört habe zu singen! Aber mein Herz sagt mir, ich solle mich nicht zu sehr hinreißen lassen* und nicht unwillig sein, sondern solle mit Verstand Torheiten begehen und meine Torheit solle mir zusagen; denn der verständige Narr ist der Freude näher als der besorgte Weise, da freudloses Leben unter den Fröhlichen und Wackeren für das Schlimmste angesehen wird.
 
VII. Und ich wäre eher von hier aufgebrochen, wenn der Herr, dem Aragon dient, mich nicht festhielte, und ich benehme mich so albern, daß ich jetzt in törichter Weise meine Lieder verschwende.
 
VIII. Aber das macht mir Vergnügen meines Sobre-Totz wegen, der sich dann und wann daran ergötzt.

 

Fußnoten:

(1) Seitens der Christen. ()

(2) ,Die Alleinstehenden.‘ ()

(3) ,Abschätzend, berechnend.‘ ()

(4) ,Gesetzt, daß Gott darin Führer ist.‘ ()

(5) Gastfreundschaft und Freigebigkeit. ()

(6) Die Kreuzfahrt unternommen hat. ()

(7) ,Von der Welt.‘ ()

 

 

 

 

 

 

 

 

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