2. Der Dichter sagt: ihm seien die Strahlen der Sonne verfinstert (die einzige Hds. Q hat se). Man wird aber hier nichts anderes sehen dürfen als die übliche Beziehung auf die Jahreszeit. In starkem Subjektivismus verbindet der Dichter auch die allgemeine Erscheinung mit der eigenen Seele.
7. Melhurar steht im Gegensatz zu se esmayar, das der Donat glücklich mit ,timore deficere‛ übersetzt und das so mit sordeyar synonym wird.
10. Auch doutz in der Gruppe A mag, in Ergänzung eines schon in der gemeinsamen Vorlage zu kurzen Verses, erst durch Konjektur eingetreten sein.
15. Zingarelli nimmt mandat auf, indem er auf 21, 37 verweist ( s. auch 26, 29). Daß prometre sonst bei Bernart nicht vorkommt, mag Zufall sein. Beide Wörter sind an sich gleich gut. Vielleicht aber tritt leichter promes für mandat ein als umgekehrt, und so mag in der Tat mandat das Richtige sein. Nach unserer Auffassung des Hds. –verhältnisses ist indes promes besser bezeugt.
16. Zingarelli sagt in der Anmerkung zu diesem Verse: Raynouard ..., il quale legge però promes in luogo di mandat, traduce: elle m’a promis qu’elle m’accorde son amour, si encore elle ne me le révoque; dal che si vede come una falsa lezione costringa a sforzare il senso delle parole. Desautreiar è semplicemente il contrario di autreiar, concedere, consentire, accordare; e nella traduzione italiana non è possibile rendere la corrispondenza delle due parole del testo. Er selbst übersetzt: „perchè la più nobile e leggiadra mi ha fatto sapere che ella mi accorderebbe l’amor suo, per ciò che ancora non me lo contrasta“. Auch das erscheint mir nichtssagend. Ich verstehe den Satz als Frage, die mit ihrem Zweifel zur folgenden Strophe hinüberführt. Die gleiche Konstruktion : indirekte Frage statt direkter, liegt in v. 46 dieses Liedes vor, vgl. auch 18, 26 und Alf. Schulze, der altfrz. Fragesatz, S. 132 ff.
26. Da esmai esmaya in der ersten Strophe im Reim steht, kann hier nur esglai esglaya das Richtige sein.
28. Levy hält unsere Stelle für den einzig sicheren Beleg des Verbums encorelhar (s. Supplwbch). Auch hier wird man, mit Rücksicht auf corelh v. 25, das en abtrennen, indem man es entweder auf die savai bezieht: „jeder von ihnen“, oder, vorausnehmend, auf de l’autrui joi.
30. Zingarelli übersetzt: io non dovrei avere migliore diritto che di combattere e vincere solo col mio godimento colui che più mi combatte. Ich möchte die Beziehung zum Vorhergehenden enger gestaltet sehen, indem ich no·n statt non lese und aver dreih d’alcu übersetze mit „jemandem gegenüber Recht erlangen, in einem Rechtsstreit mit ihm (als Entschädigung, als Auspruch o. a.) etwas zugesprochen erhalten“, s. Levy drech 3. Auch 43, 50 heißt aver dreih „einen Rechtsanspruch haben“.
32. In Hds. W, die meist mit der Gruppe A geht, fehlt fort. So mag auch AB etc. seine Lesart erst der Ergänzung eines in der Quelle lückenhaften Verses verdanken.
33. Pes habe ich aus der Gruppe CL etc. entnommen, da die Gruppe A in sich uneins ist. Aber auch hier kann die gemeinsame Vorlage schon mangelhaft gewesen sein und das Wort überhaupt gefehlt haben.
35. Der Text sagt eigentlich ,,je besser es mir ergeht, desto mehr Leid habe ich“. Es ist indes sehr wohl möglich, ja, wahrscheinlich, daß der Vers hier mit et eu mal trai genau dem v. 38 entsprach. In der Tat steht mal, wenn auch in verschiedenen Lesarten, in CLOPQSSga; pieitz ist dann mechanisch durch den vorhergehenden Komparativ herbeigezogen.
41 ff. Diese Strophe versteht Zingarelli wesentlich anders : Ormai non si meravigli la donna mia se contro questa specie di matti le chiedo che mi dia l’amor suo baciandomi; assai ne saranno turbati (fara l’en gran m.) se mi abbraccia e mi bacia. Oh se sarà mai che alcuno mi ripeta quale (a ! fehlt ; der Vers hat aber dadurch eine Silbe zu wenig) io vi vidi e quale io vi vedo per la buona ventura che mi vedessi! Foudat in v. 43 bezieht Z. also auf die in den früheren Strophen gescholtenen savai. Der Ausdruck wäre aber viel zu schwach für deren Verruchtheit. Vielmehr ist foudat die Torheit, welche der Dichter eben mit seiner Bitte ausgesprochen hat. Umsomehr aber kann die Dame Wunderbares tun, indem sie ein so törichtes Verlangen erfüllt.
44. Farai der Hss. kann natürlich nicht 1. Person sein. Die wohlbezeugte Form kann aber bleiben, indem man i als Adverb abtrennt.
46. Hat die Vorlage etwa wieder eine Silbe zu wenig gehabt: s’er ja c’om ..., so daß Deus, in der Gruppe (A)B erst hinzugefügt wäre? A(i) in IKM etc. ist erst aus v. 47 herübergenommen (wo es COQR dann entfernt haben).
47. Die Parenthese soll wohl nicht sagen, in welch veränderter Gestalt der Dichter die Geliebte einst sah und jetzt sieht (oder aus dem Gedanken der Zukunft heraus, wie er sie, im Gegensatz zur Gegenwart, einst sehen wird), sondern es sind die Worte, die man (s. om v. 46) einst von ihm etwa sagen könnte, wenn sich sein Verlangen erfüllte.
49. Die Übersetzung gibt den Parallelismus zwischen m’aparelh und m’aparelha nicht wieder.
58. Z. übersetzt: tanto bene se ne fa meritevole, und das würde der 5. Bedeutung von merceyar bei Levy „verdienstvoll sein“ entsprechen. Aber wenn Z. diese Übersetzung wählt, weil ,si chiede grazia per sè‛ eine Wiederholung des v. 56 bringen würde, so ist gerade dieser Parallelismus ein Grund, dem Wort den gleichen Sinn wie dort beizulegen. Wir haben es wiederum mit dem bei Bernart so häufigen Echo der Tornada zu tun.
60. lonjas oder a lonjas. |