5. Wenn man nicht eine verschiedene Auffassung von amor in v. 2 und 5 zulassen will (un’amor in v. 2 als die Liebe des Dichters zu einer bestimmten Dame, v. 5 als „Minne“), so muß man aus un’amor v. 2 schließen, daß Bernart eine Mehrheit personifizierter Minnen annimmt, von denen eine seine gegenwärtigen Herzensangelegenheiten lenkt.
5. Viermal hintereinander beginnen die Verse mit der Konjunktion que; ein stilistischer Verstoß der uns als unzulässig gelten würde, der aber von den Trobadors nicht verurteilt zu werden scheint.
6. Da enquis 1, 18 als 3. Person im Reim steht, wäre auch gegen enquises A nichts einzuwenden.
15. per nom de belegt Levy (der sich dabei auf Tobler, Verm. Beitr. I², 145 Anm. 1 beruft) als „mit der Bedeutung von“. So wird hier per nom que heißen: „in der Bedeutung daß“ (sie Dich aus drudaria liebt; LM haben nonca t’amaria ges per nom de drudaria). Es stehen also nicht etwa per nom und per drudaria einander parallel: „nicht mehr dem Namen nach als der drudaria nach“, wie allerdings R verstanden hat.
16. que zieht den Schluß aus dem vorher Gesagten: „sie wird Dich nimmer lieben; derart, daß Du Dich eher vom Wind hinwegführen ließest (als daß sie Dich liebte)“.
18 f. Soll man v. 18 als Frage, v. 19 als Versicherung, oder umgekehrt v. 18 als Versicherung und v. 19 als Frage auffassen? Im zweiten Fall wird man ades mit „je“ übersetzen müssen, und da ades „immer“ heißt, könnte im negativen Satz ades no „nimmer“ (s. Levy, Suppl. I, 20 b), im hypothetischen Satz ades „je“ heißen. Aber diese Entwicklung scheint nicht eingetreten zu sein. Ades heißt in erster Linie „zur selben Stunde, alsbald“ (dann: alsbald bei jedem vorgestellten Eintreten eines bestimmten Geschehens, daher „immer“). So ist also v. 19 als Aussage, und nicht als Frage, zu verstehen.
21. a un tenen „(in einem Halten) auf einmal“; dann, wie das deutsche „auf einmal“, sowohl „zugleich, ganz und gar“ wie „ohne Unterbrechung“ wie „alsbald“.
28. perda Deu „er verliere Gott, den Anblick Gottes“, d. h. er verliere die ewige Seligkeit, s. Levy perdre Deu und gazanhar D. unter Deu.
30. Minne würde eine artige Tat tun, wenn sie mich um meiner Geliebten willen tötete, vgl. 10, 22.
33. E doncs stellt dem Vorwurf des vorhergehenden Verses eine ihn aufhebende Frage gegenüber, ist also etwa mit „aber denn“ zu übersetzen.
39. Da ·lh die Nominativform des weiblichen Artikels ist, ist entreliar hier intransitives Verbum.
41. eschazer „zufallen, zu Teil werden“, dann „als gehörig zukommen, passend sein“. Wir werden hier weitergehend übersetzen: „passen zu, gleichkommen“.
44. adoussar und revenir können an sich sowohl transitiv wie intransitiv sein. CDLM haben qui, zeigen also intransitive Konstruktion. Da beide Verba bei Bernart sonst nur transitiv erscheinen, werden wir auch hier bei que, d. h. bei der transitiven Verwendung bleiben.
45. Aus v. 47 können wir wohl entnehmen, daß das Subjekt zu durava : jois aus v. 41 sein soll, nicht das Schauen v. 42, oder das adoussar v. 44. Schließlich kommt ja aber alles auf eines heraus.
49 ff. s. Ovid, Heroides IV, 10. Dicere quae puduit, scribere jussit Amor.
56. legis, statt des erwarteten Imperfekt Futuri, als Ausdruck nachdrücklichen Wunsches.
57. Ist autre dol „eines Anderen (in diesem Fall: mein) Schmerz“? s. Sordel 40, 578, Rlr. 44, 440 (167, 49) v. 29, Chr. 7, 244, bei Bernart 31, 30, oder bezeichnet es den vorgestellten, aber nicht ausgesprochenen, Gegensatz zur gewöhnlichen, gleichgiltigen, Stimmung der Dame: „wenn nicht (etwas Anderes, nämlich) Schmerz sie ergreift ....“? s. Tobler. Verm. Beitr. III², 83. Die letzte Auffassung trifft wohl hier zu. |