1. Man sollte vielleicht bei Bernart auida oder auvida (und jauvida statt jauzida) schreiben.
2. sauvatge „wild“ oder „scheu“? d. h. soll der Gegensatz zu einer gefangenen, gezähmten Nachtigall oder soll die Sinnesart des Vogels bezeichnet werden? Doch wohl das Letztere.
6. asazonar ursprünglich „der Jahreszeit anpassen“ (z. B. „cultiver en temps propice“ Mistral), dann „(bien) disposer, apprêter, assaisonner, angenehm, willkommen machen“. Neben adousa scheint sogar der moderne Sinn des frz., ‚assaisonner’ natürlich. Man wird hier „mildern“ übersetzen dürfen. Im Gegensatz dazu: mon joi me desazona v. 22.
7. auria]. Man erwartet das Präsens. Der Redende setzt die Modusform der bedingten Rede, überläßt aber dem Redenden sich die möglichen Bedingungen vorzustellen: „wenn ich Besserung suchen wollte, wenn es überhaupt irgend eine Hilfe für mich gäbe“ oder ähnlich.
14. de joi oder vas joi „aus Freude“ oder „zur Freude hin“. Ich ziehe vas vor, das in der Vorlage von RV stand.
refrinh und refrim’ = refrima sind in gleicher Weise möglich.
19. Mit que im Anfang (s. G) würde der Vers sagen, inwiefern sich der Dichter außerhalb des rechten Weges fühlt. Der Ausruf eu las in v. 17 würde an sich unabhängig stehen, aber durch die Nebensätze erklärt werden.
21. reponre (oder rebonre C) übersetzt Levy hier mit „verbergen“. Vielleicht ist der stärkere Sinn „vergraben“ anzunehmen, den Levy gleichfalls mehrfach belegt.
22. mos jois (CDIK, also alle außer G) setzt wohl noch, da es schwerlich Obl. Plur. ist, das Reflexivpronomen voraus mi·s desazona „da meine Freude mir welkt“, s. Levy II, 113.
24. Die Hörer erwarten natürlich nur Gutes und Edles vom Dichter zu hören. Aber in seinem Kummer und Groll kann er sich hinreißen lassen zu sagen, was er nicht sagen sollte.
25. chauzit „einsichtig“ und zwar besonders inbetreff dessen, was zu gutem höfischem Leben gehört; deschauzit also: „unkundig“ höfischer Art, mal-appris, oder sollen wir „unbarmherzig“ verstehen? vgl. 10, 19 Anm.
28. Dieselbe sprichwörtliche Wendung 42, 30: vgl. Cnyrim Sprichwörter Nr. 779 ff.
30. Derjenige, welcher sie zur Rede stellt, ist freilich der Dichter. Grammatisch aber kann dem autre doch nur l’ochaizona, nicht m’och (CDGIK), entsprechen.
31. li derrer könnte hier die Letztgekommenen bezeichnen, im Gegensatz zum Dichter, der sich schon so lange um die Geliebte bemüht hat. Eher aber wird es heißen: „die Schlechtesten“, s. Chr. 63, 93 (Giraut de Bornelh).
32. qued eu c’ai (vgl. quet G) oder qu’eu qui n’ai?
38. Vielleicht tritt hier die esperansa bretona zum ersten Mal in der prov. Lyrik auf. Andere Stellen Birsch-Hirschfeld S. 53, Cnyrim Nr. 965 ff. Giraut v. Bornelh 77, 30 (Kolsen p. 128) bleibt freilich ebenso zu datieren wie dieses Gedicht. Bernart wird aber doch wohl die Priorität haben. — Escuder v. 39 bezeichnet hier offenbar einen unreifen jungen Menschen.
40. An beiden Stellen, an denen das Wort bei Bemart vorkommt, folgt ein Vokal, so daß über costum oder costuma nicht entschieden wird.
VI. Obwohl die beiden Hdss., welche Strophe VI und VII enthalten, sie in umgekehrter Folge bringen, darf man sie getrost stellen wie es hier geschehen ist. Das zeigt der Inhalt mit seiner plötzlichen, anmutigen Wendung, und das zeigt das Reimwort v. 56, welches in der Toruada wiederklingt.
43. aizit „in erreichbarer Nähe, zur Verfügung“, vielleicht auch „wohl geneigt“.
50. qui oder qu’i?
53. Der Vers hat eine Silbe zu viel. Am besten streicht man wohl es und faßt den Vers als Ausruf.
56. Vilanatge steht v. 24 im Reim. So scheint folatge das Richtige zu sein. Man könnte freilich sagen, daß der Dichter sich hier gerade auf jenen Vers rückbezieht, so daß die Wiederholung kein Bedenken hätte. Aber V verdient in diesem Lied besondere Berücksichtigung; so nehme ich, zugleich mit Beziehung auf v. 53, hier und v. 60 folatge an.
58. Das Verhältnis von 53-56 zu 57-60 spricht dafür, daß von derselben Person gesprochen wird. So ist in der Tornada wohl von Bernarts Herrin in Narbonne (a V), nicht von der Herrin von Narbonne (de C) die Rede. |