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Appel, Carl. Bernart von Ventadorn, seine Lieder, mit Einleitung und Glossar. Halle a. S.: Verlag von Max Niemeyer, 1915.

070,030- Bernart de Ventadorn

1. Über die Form vire s. die sprachliche Einleitung.
 
8. Vgl. 4, 57 No·n fatz mas gabar e rire, Domna, can eu re·us deman.
 
9. In ACDIK fehlt e vor dols. Da me en schwerlich Hiatus bilden kann, muß entweder e oder eine andere Silbe stehen.
 
10. Suchier hat in seinen Text C’aital joc aufgenommen, und in der Tat steht Ca tal nur in A. Beide Konstruktionen sind möglich: assire un joc wie z. B. 27, 5 assire bos motz „ordnungsmäßig hinstellen, anordnen“, und sé assire a un joc (vgl. Bertran de Borns Escondich v. 19 S’ieu per jogar m’asset pres del taulier). Die Verteilung der Handschriften entscheidet hier nicht über die Lesart, denn einerseits ist eine selbständige Änderung sehr naheliegend, andererseits kann c’aital in v. 12 leicht einen Fehler herbeigführt haben. Mich veranlaßt gerade die eventuell eintretende (wenigstens für unser Ohr sehr störende) Wiederholung des Wortes in v. 10 und 12 hier C’a tal zu schreiben.
 
14. Ich schließe v. 12, 13 in Parenthese und knüpfe so 14 unmittelbar an 10, 11, da sonst amors auch Subjekt zu fai sein müßte, der Gedanke dann aber in v. 12-14 sehr übel herauskäme.
 
18. Die Vorlage hatte vielleicht nur Tan servis en perdo und die fehlende Silbe ist dann in verschiedener Art ergänzt worden.
 
21. A bietet das Objekt: tro’l mal pren. Wir werden aber vielmehr objektlosen Gebrauch von penre anzunehmen haben. Welchen Unannehmlichkeiten sich der unbedachte Tor aussetzt, ist ja in der Tat schwer zu sagen.
Der Gedanke, daß der Tor erst dann fürchtet, erst dann klug wird, wenn er den Schaden erlitten hat, findet sich ähnlich ausgedrückt bei Dalfinet 1 (A 569 Str. 2): Jeu auch dir per usatge (also als Sprichwort): fols no tem tro qu’es chastiatz, und bei Arnaut Catalan 6 (MG. 986, Str. 3): Homs fols leu no·s chastia Tro qu’a pres dan angoissos (s. Cnyrim, Sprichwörter, sprichwörtliche Redensarten und Sentenzen bei den prov. Lyrikern, 1888, Nr. 544 ff.). Sprichwörter, die umgekehrt sagen: wer sich vorsieht, erleidet keinen Schaden, führt Tobler an zu Proverbe au Vilain Nr. 28: Ki est garniz, n’est pas huniz etc. (vgl. auch ebenda zu Nr. 195 Eschaudez eve crient).
 
24. l. no·m val gaire.
 
25. Im Französischen scheint volte, wie Godefroy es übersetzt, eine danse, executée en tournant zu sein. Bei Dante ist volta bekanntlich der Übergang der Melodie von einem Strophenteil zum anderen (Vulg. Eloq. II, 10, 2: et Diesim dicimus deductionem vergentem de una oda in aliam, hanc voltam vocamus, cum vulgus alloquimur). Im Provenzalischen bezeichnet das Wort eine Art von Musik, von Gesang, und zwar wird es meist vom Vogelgesang gebraucht: Marcabru Dej. p. 165 v. 3 Et auch lays e voutas e chans Dels auzels que·m fan esbaudir, Giraut de Bornelh Chr. 22, 4 aug las voutas dels auzeus, Raimon de la Salas 409, 2, Lesebuch S. 101: Solatz E chantars E voutas e lais Ai auzitz D’auzels petitz Pels plaissaditz, Hofhalt der Liebe, Lesebuch 85, 40 D’autra part ac un ombratge, On ac mant auzelet salvatge, Que canton la nueit e lo jor Voutas e lais de gran doussor. Aber auch von menschlichem Gesang: Mönch von Montaudon, Trobadorsatire, Klein S. 24, v. 34: von Gaucelm Faidit: No·n auzim pois voutas ni critz, Ni anc sos chanz no fo auzitz Mas d’Uzerqua entro qu’a Aien, Folquet de Marselha 155, 2, Stroński p. 95, v. 7 E·ill bella cui soi aclis : Cella·m plasz mais qe chanços, Volta ne lais de Bretaigna.
Natürlich wird die Volta eine Wendung der Tonfolge, einen schnellen Wechsel der Töne enthalten haben. Ob aber „Trillieren“ bei den Vögeln, „Trillern“ bei menschlichem Gesang das Richtige trifft, ist die Frage.
 
31. IK haben uit (wie 27, 33 im Reim steht), D uiz, GQ uis. So wird entweder vit oder viz (z < vdv) in ihrer Vorlage gestanden haben. Ich schreibe vid in Übereinstimmung mit der Orthographie alter Handschriften.
 
34. Der gemeinsamen Vorlage hat wohl wieder eine Silbe gefehlt.
 
36. „Gut ist, daß sie mich so besiegt, daß all ihr Wollen erfüllt wird.“
 
38. s’el’ a tort o bistensa nimmt Bezug auf v. 34 si’n breu no·s melhura.
 
40. que knüpft, über 38, 39 hinweg, an v. 36, 37 an.
 
41. c(h)ausa de „in Sache von“. Haben wir in dem auffallenden absoluten Kasus einen Einfluß scholastischer oder juristischer Sprache zu sehen, oder gerade volkstümlichen Gebrauch, wie frz. chose, ital. cosa so oft an die Stelle eines präziseren Ausdrucks treten? Oder soll man anders lesen? — Suchier verweist auf Psalm 83, 11: quia melior est dies una in atriis tuis super milia, und es scheint sich in der Tat keine Stelle in der Bibel zu finden, die besser zu den Worten Bernarts paßte.
 
43. Dieser Vers greift auf v. 35 zurück, nachdem die Erwägungen der 6. Strophe dazwischengetreten sind.
 
45. arma, die Seele des Korns, ist das eigentliche Fruchtkorn, s. Meyer-Lübke, Etym. Wbch. anima. Bernarts Bild ist entweder von dem auf dem Felde stehenden Getreide genommen, aus dessen Ähre das Fruchtkorn gefallen ist und dessen Halm nun vom Winde getrieben wird, oder vom Dreschen oder Schwingen des Getreides. Dementsprechend muß man gra, das doch eigentlich das Korn selbst bedeutet, auffassen als den leeren Halm oder als das beim Dreschen übrig gebliebene Korn, die Spreu; und entsprechend ist balayar zu verstehen. — Die Dame ist die arma des Korns, die Seele des Dichters, der, von ihr getrennt, haltlos hin und herschwankt.
 
49. deus adenan ADQ, dieus adenan I, als aus de ipso, nicht de ex.
 
51. pla „ohne Unebenheit, ohne Ausweichung von der geraden Linie“, hier nicht in horizontaler Richtung wie gewöhnlich sondern aufrecht, also „gerade, wohlgewachsen“. Mit Recht stellt Raynouard IV, 551ª unseren Vers mit lansa plana und detz grailes e plas zusammen.
 
52. chara oder charn? cara in AIKa, aura D, carn in CGQR. Suchier hat carn aufgenommen, und dazu stimmt, daß nicht nur CGQR A bez. Hai oder Ab zeigen, sondern auch Da Ai. Aber während die Trobadors oft von der cara der geliebten Frau reden, ist von ihrer carn nicht üblich zu sprechen. Ai wird in der Quelle aus v. 50 versehentlich hierher gekommen sein und dann um eine Silbe zu sparen carn aus cara geändert sein.
 
56. In Analogie zu 31, 24 de merce no i trop nien kann man hier aus Ca d’autr’ amor aufnehmen. Aber die anderen Hdss. sprechen durchaus für autr’ amor und man wird dabei bleiben können.

 

 

 

 

 

 

 

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