Notes - Anmerkungen - Notes - Notas - Notes - Note - Nòtas

Ernst, Willy. Die Lieder des provenzalischen Trobadors Guiraut von Calanso. "Romanische Forschungen", 44, 2 (1930), pp. 255-406.

243,004- Guiraut de Calanson

1–4. Zitiert Levy SW 8, 318: tort 5 und 8, 842: volvre 11.
 
3. a son tort = „indem sie Unrecht hat, ungerechterweise”; vgl. Philippson, Mönch von Montaudon S. 98, Anm. zu XIX, 63.
 
4. toutz (<lat. *toltus) ist part. perf. von tolre; ich schreibe toutz gegen handschriftliches totz wegen touta in v. 3 und da totz offenbar verlesen ist.
 
5–6. Zitiert Rayn. Lex. Rom. IV, 433.
 
7. prenga·n destouta. Levy SW 2, 170 belegt destolta = „Umweg”, welche Bedeutung hier wenig paßt; ich gehe aus von se destolre = „sich entfernen” und fassedestouta in der Bedeutung „Fortgang, Abschied”; also: prenga destouta = „sie möge Abschied nehmen”.
· n beziehe ich auf ie(u) in v. 6 und setze es gleich de me.
 
9. e. Mahn druckt irrtümlich o.
 
10. sobreservida. Ich kann sobreservir nicht weiter belegen, doch dürfte die Bedeutung „überreichlich, übermäßig dienen” klar sein. Vgl. sobredezirar „übermäßig wünschen”; sobredire „zu viel sagen, übertreiben”; sobrefar „ein Tun übertreiben”; sobrepagar „jemandem mehr bezahlen als ihm zukommt”; vgl. auch Schultz-Gora, Elem. B. § 176.
 
13–14. estranha dona. Damit ist die neue Geliebte (Dona, v. 57) gemeint, der auch v. 33–34 und Strophen VI, VII, VIII und IX (1. torn.) gelten.
 
14. estranh. Die Hs. hat truan; doch kann im Hinblick auf den zu fordernden grammatischen Reim estranha <lat. extranea : truan <gall. trūgant Bettler, Landstreicher (s. Meyer-Lübke, Etym. Wörterb. 8945) nicht ursprünglich sein.
 
16. s’afranha. Über die Bedeutung von afranher vgl. auch Philippson, Mönch von Montaudon S. 84, Anm. zu XII, 37.
 
18. Der Vers ist ganz unklar, da sowohl die Beziehung von mieus wie die Bedeutung von remanh zweifelhaft sind. Ist zu verstehen: „da ich so der meine bleibe”, d. h. da ich nun frei bin von den Fesseln der anderen, mein eigener Herr bin? Remaner wäre in v. 17 u. 19 „werden”, in v. 18 u. 20 „bleiben”. Ist dieser Bedeutungswechsel in vier aufeinanderfolgenden Versen denkbar?
 
19. sieus bezieht sich wohl auf die neue Geliebte.
ses part „ohne Teil”, d. h. ganz und gar, vollkommen (?).
remazutz gegen handschriftliches remazut ist durch den Reim gesichert.
 
20. no·m. Die Hs. hat non; Subjekt ist ges, daher ist ein Dat. Obj. zu erwarten, das logischerweise der Dichter selbst ist.
 
23. Obwohl die Hs. nicht den Ausfall eines Verses kenntlich macht, nehme ich denselben an (mit Jeanroy, Jongleurs S. 59) und halte ihn für durch den Reim genügend bewiesen. Rompuda (v. 24) fordert ein romputz in diesem fehlenden Verse, der auch per so in v. 24 erklärt.
 
27. sol gen m·aprenda. Subjekt ist die verlassene Dame. Ich verstehe: „wenn sie mich nur hübsch (natürlich zynisch gemeint) darüber belehrt (d. h. mir nur recht deutlich zeigt), daß sie sich aus mir nichts macht, dann mache auch ich mir wenig daraus, sie verloren zu haben.” Dieser Stelle ist gegenüberzuhalten B. von Ventadorn (ed. Appel, Nr. 19, v. 17–18):
                    Truans volh esser per s’amor
                    e cove c’ab leis aprenda.
 
(„Ihretwegen will ich treulos sein, und es ziemt sich, daß ich bei ihr lerne”, nämlich: wie man treulos ist.)
 
29. si no·m quer. Die Hs. hat non; ich rangiere querre unter Levy SW 6, 616: querre 5 „verlangen, begehren, wollen, wünschen, erbitten” und halte daher die Schaffung des erforderlichen Akk. Obj. durch Emendation non : no·m für gerechtfertigt. Si no·m quer entspricht volkstümlichem: „wenn sie mich nicht will”.
 
32. parlan fazen „durch Sprechen und Tun”; asyndetische Zusammenstellung zweier Gerundien ist nichts Seltenes; vgl. Schultz-Gora, Elem. B. § 187; s. auch Anm. zu Nr. 8, v. 24.
 
33. ves tal. Mahn druckt fälschlich uestral, die Hs. hat uest al.
 
34. Die genaue Konstruktion wäre: ves tal tenda que so que·m ditz m’aten. Nach Schultz-Gora, Elem. B. § 200, handelt es sich bei diesem Fall scheinbarer Unterdrückung des Relativpronomens um Parataxe. Beispiele bei Levy SW 8, 11: „tal ohne folgendes que. – Oder ist zu verstehen: „die, wenn es ihr zusagt, mir sagt, daß sie mich erwartet”?
 
35. es. Subjekt ist die neue Geliebte (Dona, v. 57).
 
39. Zitiert Rayn. Lex. Rom. V, 413 als einzigen Beleg für „trefueil”.
 
40. D. h.: dann werde ich so glücklich sein, daß ich das glückverheißende vierblättrige Kleeblatt nicht mehr zu suchen brauche.
 
41. la bela ist die neue Geliebte (Dona, v. 57).
 
42. promes gegen handschriftliches pros hat schon Mahn emendiert.
 
45. be·s capdela. Die Hs. hat bes descapdela, was, abgesehen von einer dadurch entstehenden überzähligen Silbe, keinen Sinn gibt; es liegt wohl eine Art Dittographie vor.
 
46. per capdel „wegen Führung”. Ich verstehe: „da ich zu ihr gehe, um in ihr Führung (oder: einen Führer) zu haben”. Dieser Kausalsatz macht dem logischen Verständnis gewisse Schwierigkeiten, die sich aber aus dem für uns unwirksamen Wortspiel capdela : capdel erklären lassen.
 
51. tan ist in der Hs. irrtümlich mit großer Initiale geschrieben in Verkennung des Strophenanfanges in v. 49 (vgl. Jeanroy, Jongleurs S. 60).
 
52. Ich fasse den Vers als Interjektion auf; die Hs. hat a cui es . . ., was keinen Sinn gibt.
 
53. o bezieht sich auf das latz si colgar.
 
56. „Weil man in langer Wartezeit nichts von der Liebe kennen lernt, wird man auf die Dauer auch nicht verstehen, treu zu sein”, d. h. der nicht erhörte Liebhaber wird sich schließlich einer anderen Dame zuwenden.
 
57. Dona. Die Anrede gilt der neuen Geliebten des Dichters.
 
59. mieu. Die Hs. hat verstümmelt (s. Varianten) nur: mi . . . Meine Konjektur ergibt sich daraus, daß ich aus der Stelle den oft wiederkehrenden Gedanken lese: „die Liebe macht den Liebhaber besser”, den z. B. Peretz, Altprov. Sprichwörter S. 23 (Raimb. von Vaqueiras, Gr. 392, 23):
                    „c’amors fa·ls meillors meillurar
                    E·ls plus malvatz pot far valer”
 
(ich zitiere nach M. G. 528 = E) dem mhd. Freidank (Freidanks Bescheidenheit v. Bezzenberger, Halle 1872) 100, 18:
                    „Ein man wirt werder, dan er sî,
                    gelit er hôher minne bî”
 
gegenüberstellt.
 
61. Papagei ist der Versteckname für die Dame, von der sich der Dichter abgewandt hat; s. Einleitung. Zu dem Worte Papagei selber ist zu bemerken, daß Joh. Müller, G. Augier Novella S. 3, es wegen der Vokalgleichheit Azalais : papagais als aus Azalais abgeleitet erklären möchte, was natürlich nicht unmöglich ist.
 
62. sai. Auch hier hat die Hs. verstümmelt nur: s . . . Es ist wohl soi „ich weiß” zu emendieren.

 

 

 

 

 

 

 

Institut d'Estudis Catalans. Carrer del Carme 47. 08001 Barcelona.
Telèfon +34 932 701 620. Fax +34 932 701 180. informacio@iec.cat - Informació legal

UAI