1. Anc mais . . . no„nie in höherem Grade“; vgl. Appel, Chrest.4 Glossar unter anc.
mais. – Wegen der von R bevorzugten Form mai s. Schultz-Gora, Briefe zu II, 9 und Levy, Sw. V, 26.
apoderatz „überwältigt“ d. h. von Liebe. Die häufige Wendung apoderatz d’amor (s. Schultz-Gora, Sirventes p. 40 v. 11; MG 1109, 6 usw.) gestattet dem Dichter, den ganzen Begriff nur durch das Verb auszudrücken.
2. mas yeu o suy. – Dieser Nachsatz entspricht nur dem nulhs hom, nicht aber anc mais. Der Dichter hat zwei Konstruktionen miteinander vermengt: „Nie war ein Mann in höherem Grade überwältigt als ich“ und „Nie war ein Mann überwältigt ausser mir“. Derselbe Fall bei Bertran de Born (ed. Stimming¹) 15, 24.
3. que bezieht sich nicht auf say, sondern auf o (apoderatz) suy.
4. enaissi o ai tengut ancse „so habe ich es immer gehalten“. Ein weiteres Beispiel für diese dem deutschen Sprachgebrauch entsprechende Verwendung von tener s. bei Appel, Chrest.4, 3, 82: aissi o an tengut long temps „so haben sie es lange gehalten“.
6. folley sols. – folhs in C gibt gleichfalls einen guten Sinn. Dennoch habe ich das von sämtlichen andern Hss. gebotene sols gelten lassen, zumal dieses mit Anc mais nulhs hom no . . . des ersten Verses zu korrespondieren scheint.
7. Eine wörtliche Übereinstimmung besteht zwischen der Variante von R und einem Verse von Aimeric de Peguilhan (MW II, 161): Mas ieu o fatz a lei de fin aman, Qu’ieu fug mon pro e vauc seguen mon dan. Es scheint, dass hier eine Reminiszenz des Schreibers von R gewirkt hat, der das Lied von Aimeric de Peguilhan bereits zweimal vor dem unsrigen kopierte, und zwar fol. 48aunter Aimeric de Belenuey und fol. 64b bunter P. Vidal.
8.e fas esfortz, quar „und ich leiste etwas Besonderes, denn“, s. Levy, Sw. III, 219.
10 . en „von ihr“. Ebenso auf Personen bezogen en: XI, 6, 7, 20, 21, 47; i: v. 12 und V, 6 und on: V, 35; VII, 3; X, 42. Über en speziell s. Levy, Gu. Figueira zu V, 29; über i: Bosdorff, Bernard von Rouvenac zu II, 54.
G schreibt senten und reimt es v. 12 mit chausimen. Da dieses ein festes n hat, kann hier enten nicht = en tener, sondern nur = entendre sein. Diese durch die Umstellung von chausimen ni merce bedingte Bedeutungsänderung ist demprovenzalisch wenig gebildeten Schreiber von G entgangen.
11. puec, 1. Sing. Perf. (CGa), ist selten, s. Schultz-Gora, Dichterinnen p. 36 zu IV, 35 und derselbe, Sirventes p. 40 zu v. 18. Die Form poic, die von F geboten wird, scheint sonst nicht mehr vorzukommen.
12. trobes. – Über den Konjunktiv im Konsekutivsatze mit irrealem Inhalt s. Stimming, B. de B.¹ zu 7, 4.
In diesem Verse habe ich der Fassung von IK gegenüber derjenigen von CFGa den Vorzug gegeben, weil sie nicht allein das Reimwort merce im Obliquus hat und so die Schwierigkeit, in merce einen dem Reime zuliebe verstümmelten Nom. sehen zu müssen, umgeht, sondern auch mit dem folgenden Verse einen besseren Zusammenhang herstellt, wo sonst der Obl. nulh conort beziehungslos in der Lust geschwebt und als Objekt die Ergänzung eines Prädikats gefordert hätte.
13. don ma dolors s’esclaire = „wovon mein Schmerz sich reinige, d. h. sich lindere“. Zu se esclairar vgl. Appel, Zeitschr. XXIII, 557 zu V, 37·
15. quan la prec. – pregar una domna „eine Dame um Liebe bitten“, s. Levy, Sw. VI, 499, wie auch das Substantiv prec schlechthin „Liebeswerbung“ bedeuten kann, s. Canello, Arnaut Daniel zu I, 4 und XI, 39.
16. pus que un Alaman. – Derselbe Vergleich findet sich noch einmal in der fingierten Tenzone des Raimbaut de Vaqueiras mit einer vornehmen Genuesin (Appel, Chrest.4, 92), wo Raimbaut die Partnerin in ihrer genuesischen Mundart auf seine Liebesbeschwörungen antworten lässt: no t’entent plui d’un Toesco o Sardo o Barbari. Beide Beispiele werden mit einem ähnlichen dritten bei Ponz de Capdoill (ed. v. Napolski) XX, 20: Ieu non enten plus que selhs d’Alamanha Qui parl’ab me von Cnyrim, Sprichwörter p. 53 und nach ihm von Küffner, Die Deutschen im Sprichwort p. 46 zitiert.
21. nasques. – Zu erwarten wäre das Perfektum. Über dieses Nichtinnehalten der consecutio temporum s. Stimming, B. de B.¹ zu 12, 12 und Meyer-Lübke, Gr, III, § 680. Vgl. noch XI, 43: qes anc non vol q’ieu muris cella . . .
24 . solatz bedeutet hier Lied und Spiel als Mittel konvenienzmässiger, öffentlicher Galanterie im Gegensatz zum heimlichen descubrir, zu dem der Dichter nicht den Mut findet. Vgl. noch: V, 18: Et a pauc no·m trais l’uoill quant li dis per solatz : dompn’ ie·us am.
25. dintatz tritt als vierter zu den drei von Levy, Sw. II, 91 angeführten Belegen dieser Nebenform von denhtatz.
Als inhaltliche Parallele des Verses vgl. Arn. de Mareuill, MW I, 150, Nr. II, Str. 3: Quar s’ieu follei per vos, mais m’er honors Que s’ab autra m’aondava mos sens.
28. Bezüglich se recreire bemerkt P. Vidal (ed. Bartsch) 37, 61-2: Qui ben comens’e poissas s’en recre, melhs li fora que non comenses re. Ähnlich wie Pistoleta spricht sich Blacatz aus (Soltau, Zeitschr. XXIII, 233): No·n vuoil perdre los guizerdos ni·ls gratz, Car qui·s recre es vilans e malvatz, was Zeitschr. XXIV, 37 Anm. 15 mit Cadenet kommentiert wird: „Wer sich einmal in den Dienst einer Dame begeben hat, muss sich in Geduld fassen, bis ihm die Geliebte ihre Huld schenkt; dünkt ihm die Wartezeit zu lange und macht er sich davon, so ist er doppelt geschlagen, hat Zeit und Lohn verloren.“
32. Ebenso klagt Folquet de Marseille (ed. Stroński) XXV, 17-8: Que, on plus n’ai d’afan e de martire, Dobla l’amors e nays e creys ades.
34. que mielhs se capte. – Über den Komparativ an Stelle des Superlativs nach einem relativen Pronomen s. Schultz-Gora, Elementarb.² § 176.
39. Perpinhan, die alte Hauptstadt des Roussillon, heute Perpignan, Dép. Pyrénées Orientales.
41. ff. Diese Halbstrophe findet sich nur in a;sie ist, da sie nach der Geleitstrophe erscheint und v. 17 des Gedichtes wörtlich in ihr wiederkehrt, offenbar gefälscht und zwar von ungeschickter Hand, wie die Wiederholung des Reimwortes sove zeigt. |