3. faire faillenza bedeutet hier „fehlen in dem, was man jemand schuldig ist, ihn beleidigen“. Meist, wie auch hier, folgt darauf vas, doch auch der Dativ, s. Coulet, Montanhagol zu III, 31.
4 . leis zeigt hier seine ursprüngliche demonstrative Kraft, vgl. Coulet, Montanhagol zu XlV, 27, dagegen allerdings Tobler, Arch. 101, 467 zu XIV, 27, welcher glaubt, dass leis nur „sie“, d. h. im Gesamtkomplex fassend, niemals aussondernd „diejenige“ heissen könne. Vgl. noch II, 19 Variante von R; V, 4; VI, 8-9. S. auch A. v. Elsner, Personalpronomen p. 43 ff.
Im Reime hat die Hs. traire. De Lollis schlägt frageweise trai fe vor. Diese Änderung scheint aus drei Gründen nicht unbedenklich. Erstens ist die Redensart traire fe, soweit ich sehe, nicht gebräuchlich, zweitens würde sich das Reimwort fe schon im nächsten Reime v. 12 wiederholen, und drittens passt der Sinn „sie, die mir die Treue hält“ nicht zum Folgenden, aus dem hervorgeht, dass die Betreffende von Pistoleta nichts wissen will. Eine befriedigende Heilung der Stelle ist mir indessen nicht gelungen.
5. hom e servire s. Anm. zu I, 40.
6. si li.– De Lollis kürzt si·l und setzt damit den Vers auf 7 Silben herab. In Str. II und V weisen zwar die entsprechenden Verse diese Länge auf; diejenigen in Str. III und IV haben aber wie der vorliegende Vers eine Silbe mehr, und zwar lässt sich bei ihnen nicht, wie bei diesem, eine Silbe tilgen. Ausserdem fehlt der ersten Hälfte von v. 16 offenbar das Verbum. Die Silbenzahl 8 scheint daher die ursprüngliche, sodass hier si li zu belassen und in den vv. 16 und 46 je eine Silbe zu ergänzen ist.
10. do·m esfortz. – De Lollis will don me fortz bessern. Ein Abstraktum fortz finde ich aber nur einmal belegt: Appel, Chrest.4 121, 63: tot le fortz, aber auch da erscheint es so zweifelhaft, dass Appel vorschlägt, l’esfortz zu lesen.
11.ff. Der Dichter geht ohne vermittelnde Anrede in die zweite Person über; dies Schwanken zeigt sich in der Kanzonendichtung oft, so noch VII, Str. II-III; ferner Ramb. Buvalelli (ed. Bertoni) I Str. V-VI; MG 100, 5-6; 118, 2-4; 576, 5-6 u. a.
14. Ich ändere non in no·m; so erscheint der Vers wörtlich beim Mönch von Montaudon (ed. Philippson) VII, 42.
16. Eine achte Silbe ist einzufügen (s. Anm. zu v. 6). Der ersten Vershälfte fehlt offenbar das Verbum. Ich ergänze daher: ni [no s ] en re.
17.lo bos cors q’eu sai kann nichts andres heissen als „die ich im Sinne habe, die ich meine“; ebenso P. Vidal (ed. Bartsch) 28, 25: Anc non ac Grius tan mals talens | ni tan cozers segon parvens, | cum cilh qu’eu sai. In dieser Konstruktion und Bedeutung finde ich saber nirgends verzeichnet.
18. cre, von De Lollis für das unsinnige ira der Hs. frageweise vorgeschlagen, erscheint annehmbar.
21. long’entendenza. – Hier wie in allen folgenden Fällen, in denen auch metrische Verschleifung möglich wäre, ist die überflüssige Silbe getilgt; s. Varianten.
Rayn., Lex. V, 326 übersetzt long’entendenza mit longue attente. Nach Levy, Sw. III, 53 hat entendenza diese Bedeutung nie, sondern heisst in Verbindung mit longa „Werbung“.
22. Die fehlende Silbe ist durch tant ersetzt.
29 . iazer hier wohl prägnant; noch einmal in diesem Sinne XI, 38. Als inhaltliche Parallele liesse sich anführen: Bertran de Born (ed. Stimming¹) 21, 76 ff.: Dompna, ab cor avar | de prometre ede dar, | pois no·m voletz colgar, | dassetz m’un baisar ; | aissi·m podetz ric far | e mon dan restaurar | si dieus e sains m’anpar !
30. lezer hier in der Bedeutung „Freude“, vgl. Levy, Sw. I, 391 zu 4.
37. senz . . . que . . . no, hier im Sinne von „ohne zu“; siehe Stimming, B. de B.¹ zu 14, 36. Die dortige Angabe aber, dass der Provenzale die Konjunktion ses que nicht besitze, hat bereits Bernhardt, N’At de Mons zu I, 49 zurückgewiesen.
38. sens tort elliptisch: „ohne dass es Unrecht begangen hat“.
39. plus car. – Vgl. Anm. zu II, 34.
46. Die Einfügung des Personalpronomens ist geboten, um dem Verse die nötige Zahl von acht Silben zu geben, s. Anm. zu v. 6.
49. volgues. –Wegen der unregelmässigen Zeitfolge s. Anm. zu II, 21.
48-50. Unter den bels iocs sind wohl keine andern als Glücksspiele zu verstehen. Somit verrät sich hier Pistoleta als eifriger Spieler. Schon damals war das Hasardspiel eine über alle Schichten des Volkes verbreitete Leidenschaft, und von so manchen wird uns berichtet, dass er alles Geld und Gut dem Spielteufel geopfert habe, so von dem achtbaren Bürgerssohne Gaucelm Faidit, von dem es in der Biographie heisst: E fetz se joglar pet ochaison qu’el perdet tot son aver a joc de datz (Chab., Biogr. p. 35). Die überhandnehmende Spielwut führte gradezu zu Missständen, so dass sich Staat und Kirche immer wieder veranlasst sahen, durch strenge Verbote und Standeserlasse dem Missbrauche des Glücksspiels entgegenzutreten; S. Alwin Schultz, Höfisches Leben² I, 531 ff. und Semrau, Würfelspiel p. 12 ff.
51. Über Peire Belmon und sein Verhältnis zu Pistoleta siehe Biographisches.
51-2. Wegen der Prolepsis s. Anm. zu I, 23. |